Ramallah - Die Erschießung eines jungen Arabers durch die Polizei hat in Israel zu Streiks und Protesten geführt. In der Ortschaft Kafr Kana bei Nazareth, wo der junge Mann am Samstagmorgen erschossen worden war, warfen dutzende junge Araber Steine auf die Sicherheitskräfte, die Wasserwerfer einsetzten.

Außer in Kafr Kana gab es auch in Nazareth, Oum al-Fahm, Haifa und Beersheba Proteste wegen der Tötung des Mannes. Bereits am Samstag waren in Kafr Kanna 2.500 Menschen auf die Straße gegangen. Am Sonntag wurden dort laut der Polizei 22 Demonstranten festgenommen. Auch im Flüchtlingslager Shuafat in Ostjerusalem gab es den fünften Tag in Folge Unruhen. In zahlreichen Orten blieben aus Protest Geschäfte und Schulen geschlossen.

Vater wirft Polizei Mord vor

Der 22-jährige Khayr Hamdan war am Samstag in Kafr Kanna von der Polizei erschossen worden. Laut der Polizei hatte er Beamten mit einem Messer angegriffen, sein Vater sprach jedoch von einem "kaltblütigen Mord". "Wäre er ein Jude gewesen, wäre es nicht so geendet", sagte Rauf Hamdan der Zeitung "Maariv." Das arabische Bürgerrechtszentrum Adalah, warf der Polizei eine "Hinrichtung" vor und wies die Darstellung zurück, wonach es mehrere Warnschüsse gab.

Zweifel an offiziellen Darstellung

Aufnahmen einer Überwachungskamera weckten tatsächlich Zweifel an der offiziellen Darstellung. Sie zeigen, wie Hamdan mit einem Messer gegen das Autofenster eines Polizeiautos schlägt. Als ein Polizist hinten aussteigt, rennt er weg. Der Polizist feuert dennoch mehrfach auf den Flüchtenden. Anschließend schleifen die Beamten den verletzten Mann ins Auto. Laut der Polizei verstarb er auf dem Weg ins Krankenhaus.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu verteidigte die Polizei und erklärte, er werde "keinerlei Unruhe, keine Aufruhr" tolerieren. Der rechte Politiker drohte zudem, Menschen die Staatsbürgerschaft zu entziehen, die zur Zerstörung des Staates Israel aufriefen. Finanzminister Yair Lapid beklagte hingegen eine "verantwortungslose" Haltung von Politikern, die politischen Vorteil zu ziehen suchten, während die arabische Gemeinde in Aufruhr sei. (APA, 9.11.2014)