ORF-Moderatorin Claudia Reiterer interviewt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz beim "Klimaschutzpreis". Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hört zu. Die "Seitenblicke" berichten.

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Die verdienstvollen Seiten blicke des ORF bilden das Tor zu jener Welt, die das Österreich der "Prominenten" ausmacht und die man sich gar nicht klein genug vorstellen kann. In den Sinn kommt einem dieser Umstand stets dann, wenn der Marchfelder Hof die immer selben Publikumslieblinge zu seinem traditionellen Martini-Gans-Anstich bittet.

Fassungslos sah man dieser Tage C-Promis, die hinter mächtigen, auf Rotkraut schwimmenden Gänsekeulen förmlich verschwinden. "Was", denkt man beunruhigt, "schon wieder ein ganzes Jahr vergangen?" Aber es gehört natürlich wesentlich zur Idee der Demokratie, die Labung am Gansfleisch auch all jenen herzlich zu vergönnen, deren Verdienste um die Allgemeinheit nicht unbedingt über jeden Zweifel erhaben sind.

Noch kleiner und verschrumpfter wird die Welt der hierzulande Schönen und Berühmten, wenn man die gängige ORF-Praxis in Rechnung stellt, mit Vorliebe über sich selbst zu berichten. Wollte man das Seitenblicke-Archiv nach den Zelebritäten absuchen, die am häufigsten vor die Künigl-berger Promi-Kamera gebeten werden, GI Alexander Wrabetz würde mit größter Wahrscheinlichkeit einen Platz in den Top Five belegen. Knapp gefolgt von seiner Fernsehdirektorin.

Dergleichen Gebaren werden abgebrühte Medienexperten gewiss mit der "Autoreferenzialität" des Mediums zu erklären versuchen. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Donnerstag sah man UHBP Heinz Fischer, dessen präsidialer Schulter eine ORF-Kamera aufruhte. "Das ist verdammt schwer", entfuhr es dem allerhöchsten Mund. Eines Tages werden sich unsere Prominenten auch noch am Schneidetisch zu schaffen machen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 8./9.11.2014)