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Ajatollah Ali Khamenei, religiöses Oberhaupt und damit eigentlicher Machthaber, lässt durch seinen außenpolitischen Berater Optimismus verbreiten.

Foto: AP Photo/Office of the Iranian Supreme Leader

Trotz des Wahlsiegs der Republikaner in den USA und der seit Monaten befürchteten eventuell härteren Gangart Washingtons wächst im Iran die Hoffnung, dass bei den Atomverhandlungen mit den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland eine Vereinbarung in greifbare Nähe rückt. Dieser Optimismus basiert vor allem auf den am Montag beginnenden Vorgesprächen im Sultanat Oman.

Oman hat im Gegensatz zu den meisten arabischen Ländern in den vergangenen Jahren die Beziehungen zum Iran vertieft und sich als Vermittler zwischen Teheran und Washington in mehreren Angelegenheiten bewährt. Zuletzt spielte Oman bei der Freilassung der im Iran festgenommenen US-Touristen, die irrtümlich die Grenze überquert hatten, eine wichtige Rolle. Zudem umgeht Oman die Sanktionen gegen Teheran und hält seine Häfen für Waren aus dem und in den Iran offen.

Obamas Geheimbrief

Der am Donnerstag vom Wall Street Journal enthüllte Geheimbrief von US-Präsident Barack Obama an den iranischen religiösen Führer Ajatollah Ali Khamenei fand wegen des Freitagfeiertags im Iran zunächst keine größere Resonanz. Die iranischen Nachrichtenagenturen brachten die Meldung ohne Einzelheiten oder Kommentare. In dem Brief wird laut Wall Street Journal ein Atomdeal als in hohem Maße abhängig von der Kooperation des Iran im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bezeichnet.

Mit Blick auf die entscheidenden Atomverhandlungen Ende November in Wien äußerte der ehemalige Außenminister und außenpolitische Berater Khameneis, Ali Akbar Velayati, in einem Interview die Hoffnung auf ein positives Ende: "Der Iran hat alle Voraussetzungen erfüllt, und ich sehe keinen Grund seitens des Iran, warum die Verhandlungen nicht zum Erfolg führen sollten."

Sollten die Verhandlungen, auch als Folge massiver Propaganda konservativer Kreise im Iran, trotzdem scheitern, wird man die USA dafür verantwortlich machen und sich auf frühere Warnungen Khameneis berufen, als dieser den USA Zweideutigkeit in Wort und Tat unterstellte. Andererseits vermuten viele iranische Beobachter, dass Washington und Teheran sich hinter geschlossenen Türen bereits geeinigt hätten und die weiteren Verhandlungen nur dazu dienten, die Öffentlichkeit im Iran auf die neue Situation vorzubereiten. Dieser Optimismus spiegelt sich auch im wirtschaftlichen Bereich wider. Die iranische Wirtschaft schreibt wieder positive Zahlen, die Wechselkurse sind stabil. Sogar eine geringfügige Aufwertung der iranischen Währung ist erkennbar.(Amir Loghmany aus Teheran, DER STANDARD, 8.11.2014)