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Kürzlich beim Innovations Forum in Moskau im China-Pavillon: Innovation als Credo.

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Innovation ist für alle Unternehmen Thema. Wo die Probleme liegen, erhebt das Hernstein-Institut für Management und Leadership in regelmäßigen Befragungen. Den diesjährigen Jahreskongress hat Geschäftsführerin Eva-Maria Ayberk allerdings der positiven Seite gewidmet – Vertreter besonders innovativer Unternehmen stellten sich am vergangenen Donnerstag im Wiener Ares-Tower den Teilnehmern: Was können wir wie von Ihnen lernen?

Als Basis durfte der Blick in die heimischen und deutschen Führungsetagen dienen: Innovation ist natürlich ein Führungsthema, sagen über 1000 heuer von Hernstein befragte Führungskräfte und Eigentümer. Allerdings hat halt nur ein Drittel wirklich Zeit für Innovation. Ebenfalls einig sind sich die Befragten bei den Faktoren, die förderlich sind: Zuerst der positive Umgang mit Fehlern und Rückschlägen, da sich Innovationsprozesse ja selten exakt planen lassen - Unternehmenskulturen, die aus Fehlertabuisierung bestehen, haben demnach schlechte Karten.

Freiheit im Job

Zeitliche Freiräume und Selbstständigkeit für die Mitarbeiter werden auch als zentral ins Treffen geführt. Verbreitet herrscht die Einsicht, dass Erfolg von Innovation nicht daran hängt, ob es dafür eine eigene Abteilung, gar einen CIO (Chief Innovation Officer) gibt. Allerdings: Mit Zeitdruck, d. h. ohne das Einräumen von Zeit, geht nichts, sagen die Befragten. Dass sie selbst diesbezüglich als Vorbilder gelten, ist den Führungskräften bewusst.

Bei all den Einsichten scheint aber das Gros im Dilemma zwischen Wissen wie und tatsächlicher Gestaltungsmöglichkeit zu stecken. Weil: Zu viel Stress im Tagesgeschäft, zu starre Strukturen, zu wenig Ressourcen, kein Budget werden als reale Hemmnisse angeführt. Tatsächlich auch die Wahrnehmung von "Innovation als Luxus", als "nice-to-have".

Frage des Geschäftsmodells

Oliver Gassmann, Vorsitzender des Instituts für Technologiemanagement an der Uni St. Gallen, ging in seiner Key-Note auf einen, wie er beobachtet, verbreiteten Irrtum ein: "Etliche Unternehmen scheitern nicht an unzureichender Innovationstätigkeit, sondern stolpern stattdessen über ihr nicht mehr zeitgemäßes Geschäftsmodell – doch in der Praxis wird das alte Geschäftsmodell selten infrage gestellt." Und wodurch zeichnet sich ein gutes solches aus? "Dadurch, dass es sich an die Veränderung der Marktsituation anpasst." Das bedürfe der Überwindung der Angst, die Art, wie ein Unternehmen funktioniert, zu ändern. Wie unbeliebt Change ist, die Erfahrung, wie groß der Widerstand gegen Veränderung sein kann, sei da selbstredend hinderlich.

Bettina von Stamm, Direktorin des Innovation Leadership Forum in London, appellierte an die neuen Rollen von Führungskräften, denn: Während die Rate der Veränderung in vielen Bereichen seit dem Millennium exponentiell sei, habe sich im Führungsverhalten relativ wenig geändert: "Wenn sich ein ganzes System ändert, wie kann dann ein Aspekt unverändert bestehen?"

Neue Führung

Führungsaufgabe von heute und morgen sei, ein Umfeld zu schaffen, in dem Veränderung und Innovation jederzeit stattfinden können – als Mittel, Ziele zu erreichen und Visionen zu verfolgen. Das technologiebezogene Verständnis von Innovation darf dabei, so schon im Exposé des Jahreskongresses, als überholt gelten: Konsequenzen auf Menschen, Sozialsysteme, die Umwelt, bilden nun das Innovationsverständnis.

Dass es für Führungskräfte tatsächlich um viel situativeres Führungsverhalten und um ein neues Involvement geht, drückte Bruno Marti, Mitglied der Geschäftsleitung der 25hours Hotels GmbH so aus: "Ich sehe mich als Spezialist und Fachidiot für bestimmte Bereiche. Kommunikation auf Augenhöhe und Konsensfindung sind Kern meiner Aufgabe. Diktatorische Führung liegt uns generell nicht im Blut – wir können aber, wenn's sein muss."

Dass alle Mitarbeiter gefragt sind, wenn es um Innovation geht, machte Michaela Novak-Chaid, Direktorin Printing & Personal Systems bei HP Österreich, deutlich: "Je nach Rolle beginnt das mit Zuhören: Der Vertrieb hört den Kunden zu. Die Vorgesetzten den Mitarbeitern. Essenziell ist eine offene Kultur, die explizit auch belohnt, nicht nur ermöglicht." (kbau, DER STANDARD, 08./09.11.2014)