Seit eineinhalb Jahren Fixpunkt auf der Mariahilfer Straße 47, "Wurst & Co"

Foto: Roland Unger

"Kunden und deren Wünsche kennt man am besten, wenn man selbst vor Ort ist", sagt Georg.

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Jürgen Kedl bei der Zubereitung von Käsekrainer und Currywurst. Hier kommen nur Radatz-Waren auf den Grill und in den Topf.

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"Mein früherer Chef hat immer zu mir gesagt: 'Wenn Sie einmal die Chance haben, einen Würstelstand zu übernehmen, machen Sie das'!", erzählt Jürgen Kedl. Damals arbeitete er noch in einer EDV-Firma und bewies dort täglich sein Talent, gut mit Leuten umgehen zu können - der geborene Dienstleister eben. Die Idee ließ Kedl nicht in Ruhe, und in den darauf folgenden Jahren lag er seinen Freunden mit der Würstelstand-Idee immer wieder in den Ohren, unter anderen seinem jetzigen Geschäftspartner, Georg.

Georg war früher selber passionierter Würstelstand-Kunde und meinte seinerseits bereits in jungen Jahren "ein eigener Würstelstand, das wär´s!" Der verschlungene Weg zur Verwirklichung eines Traumes führte dann zwar noch über die Musik, den "Medizinisch-technischen Analytiker" und Jobs in der EDV-Branche, aber schlussendlich beschlossen die beiden Würstelstandbesitzer in spe, gemeinsam durchzustarten.

Gut Ding braucht allerdings Weile, die Behördenwege waren langwierig und das, obwohl der Besitzer des Hauses, vor dem der Würstelstand errichtet wurde, voll und ganz hinter dem Projekt stand. Im Frühjahr 2013 war es dann soweit: "Wurst & Co" sperrte in prominenter Lage auf der Mariahilfer Straße 47 auf.

"Die Mühe hat sich jedenfalls gelohnt!", sagen heute beide unisono: Obwohl die Verköstigungs-Konkurrenz auf der Mariahilfer Straße groß ist, freuen sie sich bereits über viele Stammkunden. Die Neo-Standler punkten vor allem mit drei Grundsätzen: Lage, Stand und Qualität der Ware. Bei letzterer war die Firma Radatz ihr erster Ansprechpartner, das hat sich bewährt. "Die Würstel sind immer gleich gut, und das merken die Kunden auch", erzählt Georg, der auch die flexible und verlässliche Abwicklung von Bestellung und Lieferung, sowie den persönlichen Kontakt zum Lieferanten schätzt. Die beiden Jungunternehmer stehen meist selber im Stand. Und ein Mitarbeiter, der bereits über mehr als 20 Jahre äußerst wertvolle Arbeitserfahrung am Würstelstand verfügt, unterstützt sie.

Mitten im Leben der Gäste

Trotz Jungunternehmerdaseins erlebten auch sie schon nette Alltagsgeschichten mit Stammgästen. "Ein Stammgast kommt mehrmals in der Woche, bestellt von Montag bis Donnerstag eine scharfe Burenwurst mit Scherzerl und Frucade. Am Freitag bestellt er sich das ´Freitagsmenü´, das ist das gleiche Essen, aber statt der Frucade trinkt er dann ein Seiterl Bier", erzählt Kedl. Die beiden können Geschichten erzählen, die nur das Leben schreibt. "Wir sind wie ein kleiner Beichtstuhl."

Stammkunden, vor allem Leute, die in der Nähe arbeiten "schätzen einen richtigen Würstelstand", meinen die Betreiber, sie mögen keine gemischten Würstel-Kebab-Nudel-Stände. "Ein Würstelstand ist eine Wiener Institution, die unbedingt weitergelebt werden sollte", ist Georg überzeugt.

Ein Leben neben der Käsekrainer

Neben der beliebten Käsekrainer kommt vor allem die Bratwurst mit ihrer eigenen Currysaucen-Kreation gut bei ihren Kunden an. Das Grundrezept haben die Würstelspezialisten aus Berlin mitgebracht und weiterentwickelt. Das schätzen auch in Wien lebende Deutsche. Die klassische gekochte Burenwurst hingegen essen vor allem männliche Kunden ab 50 Jahren aufwärts und wenn eine Familie kommt, ist mindestens ein Sacherwurst-Hotdog mit Ketchup bei der Bestellung dabei.

Für die vielen Touristen bieten die beiden Geschäftspartner ein extra Service: Ein Bildschirm zeigt Fotos mit Namen der Würstel, per Fingerzeig kann man sich in der österreichischen Würstelwelt orientieren. "Viele Asiaten kommen und bestellen ganz gezielt eine Käsekrainer", schmunzelt Kedl. Je nach Jahreszeit gibt es zusätzlich noch Sturm, Glühwein oder Wildschweinleberkäse, die Kunden schätzen auch das offene Bier und eine Auswahl qualitativ hochwertiger Weine.

Gerade jetzt ist – auch wegen "Christmas in Vienna" - die umsatzstärkste Zeit, da genießen alle Käsekrainer und Co bei der Wiener Institution Würstelstand, die hier ein noch junges, aber dafür umso kräftigeres Lebenszeichen von sich gibt.