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Amazons E-Reader Kindle bringt allerlei Komfortfunktionen mit, analyisert aber auch das Leseverhalten des Nutzers, um ihm etwa neue Bücher zu empfehlen.

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E-Reader, Fitnessbänder, SmartTVs – Geräte des Alltags sind immer öfter vernetzt. Das macht sie meist intelligenter und nützlicher, eröffnet aber auch gefährliches Potenzial im Bereich des Datenschutzes. Vor dem Datenhunger der harmlos anmutenden Heimelektronik warnt nun die Arbeiterkammer – und fordert strengere Auflagen für die Hersteller.

Vom E-Reader bis zur Zahnbürste

Die Kritik entstammt einer Studie, die man beim Wiener Institut für kritische digitale Kultur in Auftrag gegeben hat. Bemängelt werden dort telemetrische Erhebungen, durchgeführt von den jeweiligen Geräten, die von den Anbietern unter anderem genutzt werden, um die Nutzer besser kennenzulernen. So schicken manche E-Reader etwa Daten zum Leseverhalten "nach Hause", Fernseher erfassen angesehene Filme und Fitness-Gadgets erfassen mitunter sensible Gesundheitsdaten.

Die Bandbreite ist freilich noch viel Größer und reicht vom smarten Büstenhalter bis zur Bluetooth-Zahnbürste. Heikel wird es auch bei Systemen, die in der Arbeitswelt zum Einsatz gelangen – etwa "Theatro", das zur Analyse von Verhalten und Produktivität von Angestellten dient. Versicherungen wiederum arbeiten an der Koppelung von automatisierter Erfassung des Fahrverhaltens mit Tarifen mittels ins Auto eingebauter Boxen mit diverser Sensoren.

Umgang mit Daten

"Die Entwicklung wirft zahllose Fragen in Bezug auf Privatsphäre und Überwachungsgelüste auf", meint dazu AK-Expertin Daniela Zimmer. Bemängelt wird nicht nur die Datenerfassung, die bei manchen Geräten Teil der gewünschten Funktion ist, sondern auch der Umgang mit den Informationen – konkret etwa die mögliche Weitergabe an Dritte, abgesegnet in den oft von vielen nicht gelesenen Nutzungsbedingungen.

Striktere Regeln gefordert

Die AK fordert nun von Gesetzgeber und Behörden kritischeren Umgang und Eingriffe, insbesondere wenn eine Aushöhlung des Datenschutzes droht. Man fordert Regeln gegen fragwürdige Klauseln, insbesondere wenn deren Absegnung insofern erzwungen wird, als dass dem Kunden als einzige Alternative nur der Verzicht auf den jeweiligen Dienst bleibt. Neue Angebote sollten vorab auf ausreichenden Datenschutz geprüft werden, etwa nach den Kriterien des europäischen Gütesiegels "EuroPriSe".

Weiters fordert man Verbesserungen beim Entwurf zur europäischen Datenschutzverordnung. Man spricht sich für "strengere Anforderungen" aus, insbesondere was "informierte Zustimmung" zu Klauseln angeht, die etwa die Weiterverarbeitung von Daten betrifft.

Anbieter sollten außerdem dahingehend alternative Geschäftsmodelle entwickeln, die mehr Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Daten der Kunden reflektieren. Dies sei auch wichtig, weil fehlendes Vertrauen aus Datenschutzbedenken auf lange Sicht eine Gefährdung der digitalen Wirtschaft darstelle. (red, derStandard.at, 05.11.2014)