Selbst wenn die hierzulande übers Jahr vom Kunsthandel erzielten Umsätze nicht mit jenen in Metropolen wie New York oder London vergleichbar sind, ein prosperierendes Marktplätzchen bleibt Wien allemal: Pi mal Daumen werden da jährlich mehr als 200 Millionen Euro lukriert und zwischendurch auch Marktgeschichte geschrieben - etwa im Zuge der jüngst (21.-23. 10.) im Dorotheum abgehaltenen Auktionswoche, als Frans Verbeecks Der Narrenhandel (siehe DER STANDARD, 18. 10., Unterhaltsamer Handel mit Dummheit) zu einem Gerangel unter Saal- und Telefonbietern führte. Immerhin handelte es sich bei dieser Satire auf die menschliche Torheit um das erste diesem bis 1570 tätigen Künstler zuordenbare Gemälde, das je versteigert werden sollte.

Mangels Referenzwerten schien der Schätzwert von 900.000 bis 1,2 Millionen Euro ambitioniert, zeitgleich war der "Künstlerrekord" damit vorprogrammiert. Bei netto 2,6 Millionen fiel der Hammer und wandert das Gemälde für rund drei Millionen (inkl. Aufgeld) Richtung Belgien ab. Wiewohl sich die Verkaufsquote bei Alten Meistern aktuell bei 39 Prozent einbremste, summierten sich die Zuschläge auf 9,4 Millionen Euro. Dies markiert das zweitbeste Spartenergebnis bisher (April 2010: 13,89 Mio.).

Ausgedünntes Repertoire

Zusammen mit den Resultaten bei Gemälden des 19. Jahrhunderts (2,5 Mio.), Antiquitäten (1,61 Mio.) sowie Juwelen (1,55 Mio.) notierte das Dorotheum am Ende der Woche rund 15 Millionen Euro in die Bücher (Vgl. 2013: 13,19 Mio.). Über den redensartlichen Kamm geschoren wanderte jedoch die Hälfte des Angebotes ins Warenlager zurück, bei Alten Meistern und bei Möbeln sogar mehr als 60 Prozent.

Besonders bei historischer Tischlerkunst sinkt die Nachfrage seit geraumer Zeit weltweit kontinuierlich: Der von Passionierten über Jahre rekonstruierte Biedermeier-Salon oder Period-Rooms anderer Epochen haben ausgedient, derzeit setzt man bestenfalls auf Ensembles oder singuläre Eyecatcher. Allein ob des logistischen Aufwands und nötiger Lagerkapazitäten rechnet sich das Geschäft mit Mobiliar für Anbieter kaum bis gar nicht mehr.

Und nirgendwo ist diese Entwicklung deutlicher ablesbar als im zunehmend ausgedünnten Repertoire jener Messen, die aus Tradition noch den Terminus "Antiquitäten" im Titel führen. Längst ist dieses Segment, das auch Skulpturen, Volkskunst oder Kunsthandwerk umfasst, im Angebotsspektrum zu einer Minderheit, bei Mobiliar gar zu einer Fußnote geschrumpft. Verständlich, zieht man aus Ausstellersicht die Wirtschaftlichkeit einer Messebeteiligung ins Kalkül, die sich im Programm idealerweise an der Nachfrage orientiert. Kurz und schmerzlos: "Flachware", wie bildende Kunst bisweilen verächtlich benamst wird, hat beim Publikum erfahrungsgemäß Vorrang.

Bei den in Wien zeitgleich (7./8.-16. 11.) anberaumten Formaten "Wikam - Wiener Internationale Kunst- und Antiquitätenmesse" und "Art & Antique Hofburg Vienna - Messe für Kunst, Antiquitäten und Design" ist das Repertoire dieser schwerpunktmäßig die frühe Moderne und zeitgenössische Kunst umfassende Gattung positiv formuliert abwechslungsreicher als je zuvor. Viele der einstigen Spezialisten präsentieren sich dort als Generalisten. (Album, DER STANDARD, 31.10./1./2.11.2014)