Linz - Als Schritt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit wird die Linzer Voestalpine künftig in einer Dauerausstellung in der Konzernzentrale die Rolle von Zwangsarbeitern beim Aufbau und Betrieb der damaligen Hermann-Göring-Werke beleuchten. Speziell für Schulklassen sei ein didaktisches Konzept mit speziellen Bildungsangeboten erarbeitet worden, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

1998 brachte der größte Nachkriegsfund Österreichs mehr als 38.000 NS-Personalakten und Lohnbögen zum Vorschein, die ein neues Licht auf die menschenverachtende Zwangsarbeit in Linz warfen und die Grundlage für ein Forschungsprojekt zur Konzerngeschichte bildeten. Ein Wissenschafterteam beschäftigte sich zwei Jahre lang mit der Aufarbeitung der Dokumente. Die Ergebnisse wurden 2001 in einer zweibändigen Publikation veröffentlicht und sind eine der Grundlagen für die Ausstellung.

Es sei ein schmerzhafter Prozess gewesen, sich mit den Jahren des Nationalsozialismus im Unternehmen auseinanderzusetzen, so Voestalpine-Chef Wolfgang Eder. "Zur geschichtlichen Wahrheit gibt es jedoch keine Alternative."

Geschichte bis in die Nachkriegszeit

Die Ausstellung spannt den chronologischen Bogen vom Aufbau der Hermann-Göring-Werke als Tochtergesellschaft der Reichswerke Hermann Göring AG Berlin über die Rolle des Eisen- und Stahlwerks als wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie bis hin zur Situation von Opfern und Tätern nach 1945.

Mittels multimedialer Stationen, Audiodokumenten und Bildmaterialien wird auf einer Fläche von 350 Quadratmetern der Lebens- und Leidensweg zigtausender Zwangsarbeiter skizziert: Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder aus mehr als 30 Nationen. Neben der Systematik der NS-Zwangsarbeit thematisiert die Ausstellung auch die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte, Facetten und Instrumente der Willkür und Unterdrückung sowie Einzelschicksale. (APA, 30.10.2014)