Tunneleingang in Teotihuacán.

Foto: INAH/Youtube

Mexiko-Stadt - Archäologen haben in einer historischen Tempelanlage rund 45 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt den Eingang zur "Unterwelt" der Teotihuacán-Kultur entdeckt. In einem Tunnel zwischen Tempeln, der sogenannten Sonnenpyramide und dem Tempel des Quetzalcoatl, seien rund 50.000 Opfergaben gefunden worden, berichtete Ausgrabungsleiter Sergio Gomez am Mittwoch.

Unter den Funden seien Statuen, Weihrauchbehälter, gut erhaltene Holzobjekte, Hautreste von Großkatzen, aus Guatemala importierte Jade sowie große Muscheln aus dem Golf von Mexiko und der Karibik. "Für die Menschen von Teotihuacán symbolisierte der Tunnel den Eingang in die Unterwelt", sagte Gomez. Wahrscheinlich bestatteten sie dort auch ihre Herrscher. Der Tunnel ist 138 Meter lang und liegt in etwa 18 Meter Tiefe unter der Erdoberfläche. Die Archäologen forschen bereits seit elf Jahren in der nächsten Umgebung.

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Blütezeit und Niedergang

Die Bewohner von Teotihuacán schufen in dem Tunnel auch einen künstlichen Himmel: Glitzernde Steine an der Decke würden die Sterne symbolisieren. Die Funde ließen die Geschichte der Hochkultur noch einmal in einem neuen Licht erscheinen, sagte die Direktorin des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte (INAH), Maria Teresa Franco.

Zur Blütezeit im 5. und 6. Jahrhundert war Teotihuacán die wichtigste Metropole Mesoamerikas und eine der größten Städte der Welt. Im 14. Jahrhundert fanden die Azteken sie verlassen vor. Was zum Niedergang der Kultur führte, ist bisher nicht vollständig geklärt. Teotihuacán ist eine der bedeutendsten Ruinenstädte Amerikas, die Anlage wurde 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Sie zählt auch zu den wichtigsten Touristenattraktionen Mexikos. (APA/red, derStandard.at, 30.10.2014)