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100 Gramm Tiefkühlpizza Margherita sind sieben Punkte wert. Sind beispielsweise auch noch 100 Gramm Aufschnittwurst drauf, kommen nochmals sieben Punkte dazu.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Wien - Dass das Abnehmen über Punktezählen funktionieren kann, kennen wir von den Weight Watchern. Dass das beim Abnehmen des persönlichen Ressourcenverbrauchs auch möglich ist, regt der Journalist und "Biorama"-Herausgeber Thomas Weber an. "Ein guter Tag hat 100 Punkte" lautet der Titel seines am Dienstagabend präsentierten Buchs – und der ist bereits das komplette Programm.

Entwickelt hat dieses Konzept das Unternehmen Kairos auf Basis einer einfachen Überlegung: 6,8 Kilo pro Tag - das ist die Grenze. Mehr CO2 sollte jeder Einzelne nicht verbrauchen, um klimafreundlich unterwegs zu sein. Nur: "Kein Mensch denkt in Kohlendioxidwölkchen", erläutert Weber. Also was heißt das jetzt wirklich? Wie viel verpufft etwa bei einer Autofahrt? Was entweicht, wenn wir shoppen?

Zehn Kilometer SUV: 53 Punkte

Daher gilt nun: 6,8 Kilo sind 100 Punkte. Und dann wurde umgerechnet: Zehn Kilometer im SUV kosten etwa 53 Punkte. Einen Liter im Wasserkocher erhitzen: 0,2 Punkte. Eine Wegwerfwindel: zwei Punkte. 100 Gramm Tiefkühlpizza: sieben Punkte. 100 Gramm Erdäpfel: 0,2 Punkte. Und so weiter.

Weber übersetzt dieses System nun für das tägliche Leben – gibt Tipps und präsentiert Angebote und Initiativen, die das Punktesparen erleichtern. Vom Naschkisterl bis zum Autofasten. Vom Gemeinschaftsbüro bis zur Initiative "Radelt zur Arbeit".

"Iss bedrohte Tiere"

Es wäre aber auch nicht Thomas Weber, wenn nicht auch ein bisserl Provokation dabei wäre. Wenn er etwa den Tipp gibt: "Iss bedrohte Tiere." Und nein: Er rät nicht, Pandas und Tiger zu essen, wie bereits vor der Präsentation kolportiert wurde. Im Kern geht es um bedrohte Nutztierarten.

"Ein guter Tag ..." erinnert natürlich sofort an Grassers "... beginnt mit einem ausgeglichenen Budget". Und da drängt sich schon die Frage auf, wie groß die Gefahr denn sei, dass man sich mit diesem Punktesystem auch in den Sack lügen könnte: dass man auf der einen Seite brav spart - aber andernorts fröhlich die Ökosau rauslässt. Aber auch diese Schummelgefahr kennen wir von den Weight Watchern. Bewusstseinsbildend und angenehm undogmatisch-anregend ist das System allemal. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 30.10.2014)