Hört man das Debüt der österreichischen Band Polkov, stellt sich die Frage, wo denn hierzulande die Westküste liegt. Jene, die man Westcoast spricht und die musikaffine Menschen mit einem Sound assoziieren, dem das Attribut zurückgelehnt anhaftet.

Immerhin meint Westcoast jene des Golden State Kalifornien. Also ein lauschiges Klima, offene Autos und ein Lebensstil, der zumindest dem Klischee nach eher "easy going" als besonders streng ist. Dort wurde Ende der 1960er-Jahre der Countryrock erfunden, und auf dessen Pfaden schlurfen Polkov mit der Selbstverständlichkeit globaler Kulturerben. Am Donnerstag präsentiert die Band ihr titelloses Album im Wiener Fluc, am Freitag im Grazer Forum Stadtpark. Natürlich spielt die siebenköpfige Formation nicht den Westcoastsound von damals. Wiewohl artgerecht entspannt, präsentieren sie ihn in einer zeitgenössischen Form.

Darin lassen sich etwa die verwandt klingen Foxygen entdecken oder sogar Pavement in ihren geradlinigen Momenten. Prägend für das Album ist seine warme Produktion. Diese fällt bei sieben Mitstreitern entsprechend üppig aus, ohne Völlegefühl auszulösen. Ebenfalls prägend ist der Einsatz der Pedal-Steel-Gitarre, die die Landschaft des weiten Westens und die Sehnsüchte danach übersetzt. Wurden Wilco schon erwähnt? Doch derlei Referenzen sollen nicht das Album schmälern, das seine Qualität auf voller Länge hält. (flu, DER STANDARD, 29.10.2014)