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Madeleine Schickedanz

Foto: apa/epa/Henning Kaiser

Wien - Sie führte das Leben als eine der reichsten Frauen Deutschlands. Mit der Pleite des Handelsriesen Arcandor verlor sie nahezu ihr gesamtes Vermögen und fordert jetzt Milliarden zurück: Für Madeleine Schickedanz - Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz und von Forbes einst auf Platz 16 der Superreichen gereiht - beginnt am Dienstag die nächste Runde ihres Schadenersatzprozesses gegen die Bank Sal. Oppenheim. Die 71-Jährige wirft ihrer früheren Hausbank vor, ihr Geld gegen ihren Willen riskant angelegt und verschleudert zu haben - sie will 1,9 Mrd. Schadenersatz.

Als Unternehmerin wider Willen wurde sie bezeichnet - sie ließ andere an die Front und scheute die Öffentlichkeit. Der Vater beklagte fehlendes Gespür für Geld. Doch sie gab grünes Licht, damit das lange Zeit boomende Versandhaus Quelle beim maroden Kaufhausriesen Karstadt einsteigen konnte, und trug entscheidende Personalfragen mit, wie die Wahl des erfolglosen Aufsichtsrats- und Vorstandschefs Thomas Middlehoff. Als die erste Insolvenz drohte, brachte sie 200 Millionen Euro aus ihrem eigenen Vermögen ein. 2009 ging der Konzern flöten.

Nun ist ihr dritter Ehemann Leo Herl als Zeuge vor dem Landgericht Köln geladen. Auch Middlehoff, der in Essen wegen Untreueverdachts vor Gericht steht, muss Rede und Antwort stehen. Bisher sollen die Argumente der Quelle-Erbin die Justiz nicht überzeugt haben: Eine Frau mit ihrem finanziellen Hintergrund und ihrer Bildung hätte über die Gefahren Bescheid wissen müssen. Schickedanz sagte im Februar aus: Sie sei fehlgeleitet worden. Die Beklagten, darunter ihr Ex-Vermögensberater, beteuern ihre Unschuld.

Unklar ist, wie viel Schickedanz noch besitzt. Sie selbst schilderte Verarmungsängste und Sparbemühungen: Sie lebe von 600 Euro im Monat, Schätzungen zufolge soll sich ihr Vermögen aber noch auf 400 Millionen belaufen. Die Marke Quelle gehört seit 2011 der Otto-Gruppe. (APA; red, DER STANDARD, 27.10.2014)