2004: "Warty Warthog".

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2014: "Utopian Unicorn".

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Ohne größeres Tamtam tauchte im Oktober 2004 eine neue Linux-Distribution auf: Ubuntu. Das Debian-Derivat war nur eines unter vielen, weshalb es lange Zeit über wenig Aufmerksamkeit erhielt. Zehn Jahre später hält besagtes Ubuntu 90 Prozent des gesamten Linux-Desktop-Marktes, über 25 Millionen Nutzer soll das freie Betriebssystem mittlerweile zählen. Mit Ubuntu Phone will Canonical, das Unternehmen hinter der Linux-Distribution, auch auf dem mobilen Markt in Zukunft Fuß fassen.

Prinzipien

Doch der Weg zur Marktdominanz war nicht einfach. Am Anfang stand nur die Idee, Linux an die Menschen zu bringen. Problem der restlichen Linux-Abspaltungen war damals nämlich, dass diese hauptsächlich an Entwickler oder Unternehmen gerichtet waren. Mit Ubuntu sollte allerdings der "0815"-Desktop-User gewonnen werden, der zuvor Windows genutzt hatte. Deshalb standen folgende Prinzipien seit 2004 an oberster Stelle: Einfache Installation, Regelmäßige Updates mit Support und eine Vielzahl an Applikationen.

Humor

Ersteres war im besagten Anfangsjahr für Linux-Neulinge eine deutliche Anfangsschwierigkeit. Für die Installation von Ubuntu musste man allerdings wie auch schon bei Windows und Mac OS lediglich eine CD einlegen und den Vorgang bestätigen. Auch eine gewisse Art von Humor kann man den Menschen rund um der Distribution nicht abstreiten, das allererste Release trug den Namen "Warty Warthog" (warziges Warzenschwein), das neueste heißt "Utopian Unicorn" (utopisches Einhorn). Der allererste Bug, der Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth selbst eintrug, wurde übrigens mit "Microsoft has a majority market share" (Microsoft hat einen Mehrheitsmarktanteil) klassifiziert. Erst 2013 wurde dieser gelöscht.

Streitereien

Der Erfolgskurs von Ubuntu kam erst ins Stocken, als es Streitereien zwischen den Ubuntu- und Gnome-Verantwortlichen gab. Daraus ergab sich, dass Gnome und Ubuntu fortan getrennte Wege vorzogen und eine eigene Shell und Standardoberfläche namens Unity entwickelt wurde. Für diesen Schritt musste Canonical einiges an Kritik einstecken, schlussendlich setzte sich der Erfolgszug aber wieder fort. Auch als das Unternehmen die Wut der Linux-Community immer wieder auf sich zog, beispielsweise als der Code der Entwicklungsplattform Launchpad unter Verschloss gehalten wurde.

Kritik

Bis heute polarisiert Ubuntu. 2012 sorgte etwa Richard Stallman, der Erfinder des GNU Project und Gründer der Free Software Foundation für Aufsehen, als er Version 12.04 als Spyware einstufte. Grund hierfür war eine integrierte Suchfunktion, die auch Produktergebnisse von Amazon lieferte. Nach heftiger Kritik ließ man den Nutzern die Möglichkeit, die Funktion wieder zu deaktivieren.

Zusammen

Trotz aller Kritik und Kontroverse ist eine Linux-Welt ohne Ubuntu heute undenkbar. 2004 war KDE 3.5 das populärste Open Source-Projekt, heute ist es ohne Zweifel Canonicals Produkt. Trotzdem strich Ubuntu-Begründer Shuttleworth bereits 2010 heraus, dass freie Software größer als jedes Projekt ist. Denn zusammen ergeben GNU, Ubuntu, KDE, Fedora und Debian nämlich etwas, das wirklich die Welt verändern kann. (red, derStandard.at, 25.10.2014)