Wien - Wer die Sozialversicherung auf ihr Geld warten lässt, sollte einen finanziellen Sicherheitspolster haben. 36,4 Millionen Euro an Verzugszinsen zahlten Österreichs Unternehmen 2013 an ihre Krankenkasse. Das ist um 3,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor und ein Anstieg von fast 15 Prozent im Vergleich zu 2011.

Die Zahl der betroffenen Selbstständigen stieg im Jahresvergleich um fast sechs Prozent auf 270.745 - das geht aus einer aktuellen Anfragebeantwortung des Sozialministeriums auf Antrag der Grünen hervor. 4599 Jungunternehmer erhielten Exekutionsanträge. 53 Prozent unter ihnen wurden tatsächlich gepfändet. 2012 lag dieser Anteil noch bei 45 Prozent.

Die aus Sicht der Sozialversicherung oft und gern praktizierte Kulanz spiegelt die Zahlen nicht wider: Der Anteil der Versicherten, bei denen auf Verzugszinsen teils oder ganz verzichtet wurde, sank innerhalb eines Jahres von einem Viertel auf ein Fünftel. Die Möglichkeit der Ratenzahlung nutzten 40.400.

Regierung senkt Zinssatz

Das Arbeitsprogramm der Bundesregierung sieht zwar eine Reduktion des Verzugszinssatzes von aktuell stolzen 7,88 Prozent im Jahr vor. Maßnahmen zur Umsetzung ortet die Grüne-Nationalratsabgeordnete Ruperta Lichtenecker keine - wie sie in der SVA auch Daten über Unternehmensgrößen vermisst.

Dass Wirtschaftsprüfer und Steuerberater kleinen Unternehmern gern Sorglosigkeit und Blauäugigkeit vorwerfen, lässt Gabriele König, die sich als Vorsitzende des Netzwerks Business-Mamas für die Belange von Ein-Personen-Unternehmen einsetzt, nicht gelten. "Das sehen Prüfer so. Die Lebensrealität ist eine andere."

Viele Gründer überfordert

Viele junge Gründer seien im Kampf um Produktentwicklung, Aufträge und den Aufbau ihrer Existenz mit der Buchhaltung überfordert. Klar sollte sich nur selbstständig machen, wer das alles im Griff habe. Der schwache Arbeitsmarkt biete aber oft keine Alternative. "Sorglos ist was anderes."

König will jüngste Erleichterungen der Sozialversicherung für Einzelkämpfer nicht kleinreden. An der Komplexität des Apparats und kaum verständlichen Gesetzestexten habe sich aber nichts geändert. Wie eine Umfrage der Jungen Wirtschaft unter 1100 Gründern belegt, verlangt ihnen die Bürokratie insgesamt 8,5 Stunden Arbeit pro Woche ab.

Detail am Rande: Obwohl Frauen bei den Ein-Personen-Unternehmen stark vertreten sind, geraten bei der SVA vor allem Männer in Zahlungsverzug. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 24.10.2014)