Aufnahme des Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" aus einer Distanz von 26.3km vom 26. September.

Foto: ESA/Rosetta/NAVCAM

Bern - Wie riecht ein Komet? Seit Anfang August untersucht das in Bern entwickelte Messinstrument Rosetta Orbiter Spektrometer für Ionen- und Neutralgas-Analyse (ROSINA) die Gase des Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" mit seinen zwei Massenspektrometern. Dabei erwiesen sich die bisher gemessenen chemischen Elemente in der Koma, der Gashülle um den Kometenkern, als außerordentlich reichhaltig. "Das überrascht uns, weil der Komet noch über 400 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist" sagt Kathrin Altwegg, ROSINA-Projektleiterin des Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. "Je näher der Komet zur Sonne kommt, desto mehr verdampft von seinem Eis, und umso stärker wird seine Ausgasung."

Schwefelwassertoff, Ammoniak, Formaldehyd

Der Komet "Tschuri" riecht demnach offenbar ziemlich streng: Nach faulen Eiern, was auf Schwefelwasserstoff zurückzuführen ist, nach Pferdestall wegen Ammoniak und nach beißendem Formaldehyd. Diese Ausdünstung vermengt sich mit dem schwachen, bittermandelartigen Aroma des giftigen Cyanwasserstoffs, auch bekannt als Blausäure. Hinzu kommt noch Alkohol in Form von Methanol, ergänzt durch das essigähnliche Aroma von Schwefeldioxid und einem Hauch des süßlichen Dufts von Schwefelkohlenstoff: "Wenn wir all dies zusammennehmen, haben wir das Parfum des Kometen", sagt Altwegg.

Hauptsächlich besteht die Kometenhülle jedoch aus kohlensäurehaltigem Wasser, genauer: Wasser mit Kohlendioxid, vermischt mit Kohlenmonoxid. "Dieser Mix ist wissenschaftlich sehr spannend, um mehr über den Ursprung der Materie unseres Sonnensystems zu erfahren", so die Forscherin.

Informativer Vergleich mit anderen Kometen

ROSINA hat aber nicht nur "Duftstoffe", sondern auch viele andere Moleküle gemessen - weitaus mehr als die Forscher zu diesem Zeitpunkt erwartet hätten: "Wir rechneten damit, dass sich aus der Kometenhülle nur die sehr flüchtigen Moleküle wie Kohlendioxid und Kohlenmonoxid lösen würden", berichtet Altwegg.

Eine quantitative Analyse soll nun zeigen, wie sich diese Daten von "Tschuri" im Vergleich zu anderen Kometen verhalten, deren Bestandteile bisher nur aus der Ferne ermittelt werden konnten. Aus diesem Vergleich soll ersichtlich werden, ob sich "Tschuri" als ein Komet aus dem sogenannten Kuipergürtel in der Nähe des Neptuns von anderen Kometen aus der bereits besser bekannten Oortschen Wolke am äußersten Rand unseres Sonnensystems unterscheidet. Die Berner Wissenschafter erhoffen sich davon neue Erkenntnisse vom Sonnennebel, der "Urwolke", aus der unser Sonnensystem entstanden ist. (red, derStandard.at, 23.10.2014)