Gesunde Führung bedeutet eine ganzheitliche Ausrichtung der Führungsarbeit auf Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Das Einfordern von Arbeitsleistungen ist dann gesund, wenn die Anforderungen richtig dosiert sind, genügend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden und Arbeitsklima und Arbeitsumgebung förderlich gestaltet sind.

Gesundheit kommt als wichtige Kompetenz der Arbeitsfähigkeit durch das Hauptportal der Personal- und Organisationsentwicklung und nicht über die Hintertür der Gesundheitsförderung.

Dies lässt sich anhand von zehn Grundsätzen konkretisieren:

1. Führungskräfte stiften Sinn mittels gemeinsamer Werte, einer geteilten Vision und eines gemeinsamen Verständnisses von Nutzen und Wirkungen der Arbeit.

2. Führungskräfte leben Lösungsorientierung und proaktive Herangehensweisen im Tagesgeschäft wie auch bei Weichenstellungen vor und fördern solche Haltungen.

3. Führungskräfte sorgen bei sich und anderen für Klarheit über Rollen und Aufgaben.

4. Führungskräfte stecken unter Einbindung ihrer Mitarbeiter einen klaren Rahmen ab, innerhalb dessen sich diese weitgehend selbstständig bewegen können.

5. Führungskräfte sorgen für Verstehbarkeit der Arbeitszusammenhänge, ermutigen zu offener Kommunikation und sind selbst kompetente Kommunikatoren.

6. Führungskräfte erkennen Konflikte rechtzeitig und betreiben aktives Konfliktmanagement.

7. Führungskräfte sorgen für Gründe, ihnen zu vertrauen, und dosieren ihr eigenes Vertrauen mit sorgfältigem Optimismus.

8. Führungskräfte zeigen Fairness und fordern diese ein.

9. Führungskräfte vermeiden bei sich selbst und anderen schädlichen Stress durch die Balance äußerer sowie innerer Anforderungen und Ressourcen.

10. Führungskräfte fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Mitarbeiter und ermöglichen, dass Unterschiede zwischen ihnen als Energiequelle dienen.

Führung ist nicht als einseitiges Handeln zu verstehen, sondern stellt eine Arbeitsbeziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern dar. Was in dieser Arbeitsbeziehung möglich ist, geschieht oder unterbleibt, entscheidet sich zu wesentlichen Teilen auch im Verhalten der Mitarbeiter gegenüber ihrem Chef, im wechselseitigen Austausch von Steuerungsimpulsen.

Klare Kommunikation

Mitarbeiter haben es zu einem gewissen, zumeist nicht unbeträchtlichen Ausmaß in der Hand, wie sie ihre berufliche Sinngebung gestalten, wie sehr sie auf die Klärung ihrer beruflichen Rolle hinwirken, ob sie auf der Seite der Probleme oder auf der Seite der Lösungen stehen, ob und wie sehr sie Freiräume nutzen, wie klar sie ihre Kommunikation gestalten, wie sie mit Konflikten und Vertrauen und Fairness umgehen, ob und wie sie Stresssituationen bewältigen und wie sie mit ihren Kollegen umgehen.

Es gibt somit zumindest drei wesentliche Faktoren und damit Verantwortlichkeiten für die Gesundheit von Mitarbeitern: Ihr persönliches Selbstmanagement und eigenes Arbeitsverhalten. Das Führungsverhalten der Vorgesetzten und die Arbeitsbedingungen, Anforderungen und Förderungsmaßnahmen des Unternehmens. (Wolfgang Gratz, Horst Röthel, Sissi Sattler-Zisser, DER STANDARD, 25./26.10.2014)