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Hat gerade Ärger mit dem Bund: Musikvereinschef Thomas Angyan.


Foto: APA

Wien - Man will sich Thomas Angyan eigentlich als zufriedenen Manager vorstellen. Das von ihm geleitete Haus steht - bezogen auf internationale Orchester und Solisten - seit Jahren für eine Art permanentes Qualitätsfestival, das fälschlicherweise Saisonprogramm genannt wird. Und seit mehr als einem Jahrzehnt verfügt der Musikverein über vier neue Säle, die zu einer Explosion der Stilbuntheit geführt haben.

In die Freude über die Gestaltungsmöglichkeiten mischt sich seit Jahren bei Angyan allerdings auch ein durch seine Entspanntheit durchschimmernder Ärger, der auch alle anderen Programmmacher befiel und befällt, ob sie nun die Staatsoper, die Salzburger Festspiele, das Konzerthaus oder das Porgy & Bess leiten. Seit gefühlten tausend Jahren bleiben die öffentlichen Unterstützungen unverändert und werden durch Inflation wie Gehalterhöhungen weniger. Und es könnte nun noch schlimmer kommen: "Die seit Jahren unveränderte Subvention will der Bund nun womöglich kürzen. Wir verhandeln gerade", sagt Angyan, der nicht ausschließen kann, damit eine Strafe "für zu gutes Wirtschaften" empfangen zu müssen.

Sollte die Kürzung eintreten, würde der Musikverein natürlich nicht untergehen. "Sicher kann ich mir alles so zurechtschneidern, damit es sich ausgeht. Aber am Ende leiden wieder die neue Musik und junge Künstler, die man ja nicht nur einmal präsentieren will, sondern mehrfach, um sie aufzubauen." Die Events in den neuen Sälen, für die es keine Unterstützung gibt, sind ohnedies nicht kostendeckend zu managen, was Angyan gerne in Kauf nimmt. Man hat ja Anliegen.

Weiteres Beispiel: "Beim Radio Symphonie Orchester Wien pumpt nicht nur der ORF viel hinein, sondern auch die Veranstalter. Ich und auch das Konzerthaus mache jährlich Verluste mit dem RSO-Zyklus. Das RSO ist aber wichtig, ihre Programme sind wichtig. Dann aber soll die öffentliche Hand nicht daherkommen, und auch noch kürzen. Das ist ärgerlich!" Den Ärger dämpfen würde die Möglichkeit, Sponsorengelder steuerlich abzusetzen. Eine alte Geschichte, findet Angyan: "In jedem Regierungsprogramm der letzten 15 Jahre stand die Absetzbarkeit drin. Sie kam zurecht für Soziales, für die Kultur aber nie. Man argumentierte: Würde man es der Kultur ermöglichen, würde auch der Sport kommen ..."

Auch deshalb sei es eher aussichtslos, "jetzt Sponsoren zu suchen. Wir können froh sein, Mehrjahresverträge zu haben. Es verdüstert sich ja die politische und ökonomische Situation. Es geht auch gar nicht darum, mit Subventionen quasi die Berliner Philharmoniker zu fördern, wenn sie gastieren."

Es ginge eher um das Zeitgenössische und die Aufrechterhaltung der Vielfalt des Programms, welche besonders auch die neuen Säle gewährleisten.

Da wären unter anderem Zyklen wie Young Musicians, mit denen "wirkliche Debütanten" gefördert werden und auch Programme wie High Class I und II, die Kooperationen mit anderen Musikinstitutionen darstellen. Zudem bieten die zwei Jazzzyklen nicht nur etablierten Musikern Gelegenheit, die tolle Akustik des Gläsernen Saals zu genießen. Es kommen auch junge Könner wie Pianist David Helbock zum Zug. Ein Renner sind auch Kinderaufführungen, die "sowas von überrannt" sind (Angyan) und in der vergangenen Saison auf rund 22.000 junge Besucher kamen.

Insgesamt und auch damit steht Angyan natürlich auch in Konkurrenz mit dem Wiener Konzerthaus, das neuerdings Matthias Naske leitet, der Bernhard Kerres abgelöst hat. "Ich kann nur sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Was in den letzten sechs Jahre der Fall war, war ja keine Konkurrenz, das hat mir auch gar keinen Spaß gemacht. Naske und ich telefonieren so zweimal die Wochen, stimmen uns ab, wir kennen uns ja seit 35 Jahren. Ich bin heilfroh, dass im Konzerthaus nun wirklich etwas passiert." (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 23.10.2014)