Das NASA-Konzept für ein Raumschiff zum Mars: Das sogenannte Mars Transfer Vehicle "Copernicus" mit angedockter "Orion"-Kapsel. Ob es in absehbarer Zeit tatsächlich zu einem bemannten Marsflug kommt, hängt unter anderem vom Weltraum-Wetterbericht ab.

Illu.: NASA

Durham - Eine bemannte Mission zum Mars ist für die kommenden Jahrzehnte das erklärte Ziel der US-Raumfahrtorganisation NASA, auf das sie mit der Entwicklung eines entsprechenden Raumschiffes und realitätsnahen Freiland-Experimenten hinarbeitet. Doch auch die ESA, Russland und sogar die private Initiative "Mars One" haben den Roten Planeten ins Auge gefasst. So optimistisch die Planer der einzelnen Projekte auch bisweilen klingen mögen, derzeit sieht es nicht so aus, als läge der Mars in greifbarer Nähe.

Dies liegt vor allem auch daran, dass Forscher erst langsam beginnen, zu verstehen, welche gesundheitlichen Risiken mit einer monatelangen Reise durch das Sonnensystem verbunden sind. Eine nun im Fachjournal "Space Weather" veröffentlichte Studie zeigt, dass die zukünftigen Marsreisenden offenbar mit schlimmeren Unbillen konfrontiert sein könnten als bisher angenommen. Wissenschafter von der University of New Hampshire (USA) berichten, dass paradoxerweise die aktuelle Inaktivität der Sonne dazu führt, dass Raumfahrer einer höheren Belastung durch Strahlung ausgesetzt sind.

Sonne inaktiv wie nie

Im vergangenen Jahrhundert zeigte unser Zentralgestirn ein einigermaßen zuverlässiges Aktivitätsmuster. Während ihres elfjährigen Zyklus' war die Sonne für zwei bis drei Jahre besonders aktiv, um dann für sechs bis höchstens acht Jahre in eine Art Schlummer zu versinken - zumindest war dies bisher der Fall. Nun aber befindet sich die Sonne bereits seit 2006 in einer Ruhephase, und es ist weiterhin kein Ende abzusehen. Die Forscher sprechen vom längsten solaren Aktivitätsminimum und der geringsten Sonnenaktivität seit dem Beginn des Raumfahrtzeitalters. Und dies hat auch Konsequenzen für andere Faktoren des Weltraumwetters.

So führt der schwächere Sonnenwind dazu, dass die Kosmische Strahlung aus unserer Milchstraße die höchste Intensität aufweist, die man seit Jahrzehnten gemessen hat. In Kombination mit dem steten, ebenfalls gefährlichen Partikelstrom der Sonnen könnte die ionisierende Kosmische Strahlung durchaus ein K.O.-Kriterium für künftige Flüge zum Mond oder Mars darstellen, befürchten Studienleiter Nathan Schwadron und sein Team. Die gesammelten Daten ergaben, dass die Zeit, in der sich ein Astronaut im interplanetaren Raum aufhalten kann, ohne ein allzu hohes gesundheitliches Risiko einzugehen, um mindesten 20 Prozent kürzer ist als während der letzten solaren Minimumphase. Das könnte möglicherweise zu kurz sein, um es zum Mars bzw. wieder zurück zu schaffen. (tberg, derStandard.at, 22.10.2014)