Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von Luise Ungerboeck

Natürlich geht es den Italienern nicht schlechter, seit der pompöse Fronleichnamsumzug an einem Sonntag stattfindet und Maria an einem Arbeitstag empfangen wird. Aber wirtschaftlich besser läuft es im "Bel Paese" trotzdem nicht.

Keine Frage, verzichtbar ist im Prinzip jeder Feiertag. Fragt sich nur, für wen. Für die unter Produktivitätssteigerungsdruck stehenden Beschäftigten wohl nicht. Für Einpersonenunternehmer, die tagtäglich um ihr Leiberl rennen, auch nicht. Für sie stellt ein gesetzlicher Feiertag nicht selten ein Geschenk dar, eine Zwangspause im Alltagsstress. Ergo fühlen sich die Leute um die Verschnaufpause betrogen, wenn der Nationalfeiertag wie heuer auf einen Sonntag fällt. Darüber zu jammern ist aber sinnlos.

Denn die Natur in Gestalt des gregorianischen Kalenders hat alles wunderbar eingerichtet: Donners- und Montagsfeiertage sind immer frei, und vom Rest der Feiertage fallen jedes Jahr ungefähr gleich viele (oder wenige) auf einen Sonntag. Es gibt also so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.

Kontra
Von Eric Frey

Ein geschenktes Buch, das man schon gelesen hat; eine Einladung in ein gutes Restaurant, wenn man schon gegessen hat; ein spannendes Jobangebot, wenn man den Arbeitsplatz nicht wechseln will. Manchmal ist mehr weniger, ist doppelt nicht nur wertlos, sondern ein Grund zum Ärgern.

Nun hat Österreich genügend Feiertage (mit elf sind wir in Europa im oberen Mittelfeld); der eine oder andere wäre sogar verzichtbar. Aber fallen wir um einen um, weil der Kalender ihn ins Wochenende schiebt, dann fühlen wir uns betrogen. Dann wachen wir Sonntag morgens auf und merken die Verschwendung, die ein doppelter Feier- und Sonntag mit sich bringt. Mehr als einmal ausschlafen kann man ja nicht. Noch schlimmer ist der Feier- als Samstag: die Geschäfte geschlossen, der Wocheneinkauf im Eimer. Das bedeutet Stress für die ganze Woche. Und wenn es gar den Marienfeiertag erwischt, dann rutscht gleich das Weihnachtsgeschäft ins Minus, weil ein Einkaufstag verlorengeht. Da vergeht einem die Lust zum Feiern. (Rondo, DER STANDARD, 24.10.2014)