K. hat dieses Auto geliebt. Sportlich und ausgeprägten ästhetischen Sinnes, war ihr Interesse auf den TT gefallen, kaum dass er auf dem Markt war. Auf ersten flotten Ausfahrten wurden fleißig Punkte gesammelt in Flensburg, und als die TTs fragwürdiger Aerodynamik zufolge reihenweise abhoben, ward der werksseitig empfohlene Spoiler nachgerüstet. Inzwischen fährt K. längst Q5. Der TT, mit Anstand zusammengeritten, ist dahingegeben, "und meine Jugend auch", trauerte sie um den treuen Gefährten, und wahrhaftig: Sah ich da eine Zähre im Augenwinkel funkeln? Das Squash- und Badminton-Zeugs jedenfalls passte allemal rein in den "rollenden Alessi-Toaster", wie der TT 1 mitunter genannt wurde. Mountainbike oder Tauchsachen schon weniger, aber da fanden sich Alternativen, zumal man das ja nicht alle Tage spazieren fährt. Kinder hingegen schon. Also Q5.

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Soll ich ihr vom neuen TT berichten? Fraglos. Also pass auf, K.: So wie du hat der TT die Schönheit auf Dauer gepachtet. Reifer geworden, klar. Nicht mehr atemberaubend wie einst, aber das liegt am Gewöhnungseffekt. Damals, könnte man sagen, war der TT nur schön, heute hat er auch Persönlichkeit. Wobei, das mit dem Design war keine leichte Übung. Dachte man doch, eine zweite Auflage des stilvollen Puristen sei nicht machbar.

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War es doch, und wie man sieht, sogar eine dritte. Kantiger, mit dreidimensionalem Kühlergrill, wirkt der sogar fast wie ein Baby-R8, der kleine Bruder des exklusiven Supersportlers. Die Stoßrichtung klingt plausibel: So wie jeder Porsche 911 von Mal zu Mal nicht nur technisch, sondern auch stilistisch der Jetztzeit angepasst wird, ohne geringste Abstriche beim Wiedererkennungswert, so plant man das nun auch beim TT.

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Außen Evolution, innen Revolution, sagt Audi, und in der Tat, was du besonders lässig finden würdest, K., ist das virtuelle Cockpit. Sämtliche Infos, die sich bisher die Hauptinstrumente hinterm Lenkrad und der zentrale Bildschirm teilten, sind hier in ein einziges hinterm Volant zusammengefasst.

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Spielend leicht zappt man sich durch von Funktion zu Funktion, je nachdem, was man grad für besonders wichtig erachtet - Navi etwa oder Bordcomputer oder Tacho und Drehzahlmesser. Im TTS, der scharfen 310-PS-Kurvenfresserversion, gibt es sogar die Möglichkeit, Drehzahlmesser mit integriertem Tacho riesengroß zentral einzuspielen. Macht Sinn, wenn man Gelegenheit hat wie unsereins in Südspanien, dessen sportliche Qualitäten am Circuito Ascari, einer rassigen Rennstrecke nahe Ronda, auszuloten.

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Die Audianer behaupten, sie hätten sich beim virtuellen Cockpit von der Smartphone-Bedienlogik inspirieren lassen. Nachvollziehbar. Ob man auch Familienfotos einspielen kann, frägst du? Hm. Keine Ahnung. Werde das recherchieren. Gestalterisch hat das virtuelle Cockpit jedenfalls enormen Effekt, denn plötzlich wird die Mitte wieder frei. Im TT nutzt man dies für drei besonders stilvoll designte, bedientechnisch aber extravagante Lüftungsdüsen.

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Gar zu wässrig möchte ich dir den Mund ja nicht machen, ein Wort aber noch zum Klangbild: Kein Chopin oder Schumann, die du so meisterhaft zu intonieren wusstest am Klavier, aber auch Wohlklang. Schon der Diesel klingt erstaunlich gut (dank Soundaktuator), erst recht aber der TTS.

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Du hattest ja nie Probleme mit deinem Gewicht, K. - die Autoindustrie aber schon: Von Generation zu Generation wurden die Autos immer schwerer, und da dreht nun auch der TT den Trend um. Bis zu 50 Kilo leichter ist er als der Vorgänger, so macht er einen schlanken Fuß. Das, 37 mm mehr Radstand als zuletzt und deutlich steifere Karosserie heben den TT fahrdynamisch auf ein ganz neues Niveau.

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Wie ich dich kenne, wirst du nicht groß nach Verbrauchswerten fragen, ich erzähl's dir trotzdem. Der 2,0 TDI mit ambitioniert eingebrachten 184 PS begnügt sich normtestzyklisch, hübsches Wortungeheuer, gell, mit 4,2 l / 100 km. - "Was? Wie viel? So wenig?" Keine Zwischenrufe, bitte. Weiter im Text. - Hat aber nur Frontantrieb und 6-Gang-Schaltung.

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Der 2,0 TFSI (230 PS) kommt als Frontkratzer und mit manuellem Getriebe auf 5,9 Liter, für dessen quattro-Ausgabe mit S tronic (das wäre dann das phänomenale 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe) ergeben sich 6,4. TTS Coupé (gibt's nur mit S tronic)? 6,8 l / 100 km. Bedeutet im flott gefahrenen echten Leben einen Wert um die zehn Liter.

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Empfehlung? In zehn, zwölf Jahren sind die Kinder außer Haus, und der TT fünfter Generation wird bestimmt noch um Ecken lässiger (sag jetzt aber nicht, du fährst dann Aston Martin). Bis dahin könntest du den 3er TT zumindest tageweise mieten. Das aber unbedingt. Allerdings nicht den Roadster. Denk an deinen empfindlichen Nacken. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 25.10.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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