Früher hätte man den Mann als klassischen Dorfgendarmen bezeichnet, früher, als Stadt und Land noch getrennt waren, als der Polizist noch ein Polizist und der Gendarm ein Gendarm war. Jetzt war es eben eine Amtsperson in neuerer Polizeiuniform, die sich da in den sanften, einsamen Hügeln des Weinviertels auf die Lauer gelegt und die Radarpistole in Anschlag gebracht hatte. Der Mann war ehrlich ratlos. "Jo, wos moch ma do?" Das Geschwindigkeitslimit war überschritten worden, und zwar eindeutig, das war gar keine Frage. Es stellte sich eher die Frage nach den Konsequenzen, also nach der passenden Bestrafung.

foto: guido gluschitsch

"Sie wissen aber schon", setzte die Amtsperson an - und irgendwie lagen die Worte "Führerschein" und "Entzug" in der Luft. Die Amtsperson sah aber eher onkelhaft gütig als nach der ganz strengen Autorität aus, der Gürtel spannte straff über der Mitte, das ist immer ein gutes Zeichen. Aus dem Auto drang ein verzweifeltes Wimmern. "Ja, eh", schluchzte der Fahrer hinter dem Lenkrad, "aber Herr Inspektor, ich sag's Ihnen: Sechs Zylinder. Zwei Turbolader. Drei Liter Hubraum. Und 431 PS! Das ist unfassbar."

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Die Amtsperson trat einen Schritt zurück, warf einen abwägenden Blick auf das Auto und stellte fest: "Und dann erst diese Farbe. Die ist ja auch gefährlich schnell." "Austin gelb metallic", klang es kläglich aus dem Auto.

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Außerdem, das musste auch gesagt werden: Der Wagen war frisch abgeholt, vor 20 Minuten stand er noch in Wien-Heiligenstadt. Für den Fall, dass die Amtsperson rechnen konnte und wollte, war die Preisgabe des Weg-Zeit-Diagramms vielleicht ein Fehler, weil sich daraus auch ein Geschwindigkeitsquotient ergab, der gegen den BMW beziehungsweise dessen Fahrer beziehungsweise dessen Fahrstil sprach - und zwar eindeutig.

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Fahrer und Amtsperson einigten sich schließlich auf eine zu entrichtende Summe, die irgendwie mit dem Gelb des Wagens korrespondierte, also ein bisschen, aber nicht allzu sehr wehtat. "Gute Fahrt noch", wünschte die Amtsperson und setze an zur Belehrung: "Sie wissen eh ..." "Alles klar", erwiderte der Fahrer, "Finger weg vom Sport-Modus und schon gar nicht Sport plus". Die Amtsperson nickte zufrieden, ehe sie in der Staubwolke zurückblieb und darüber rätselte, ob sie den BMW-Fahrer mit der möchtegernjugendlichen Anmutung nicht doch zu billig hatte davonkommen lassen.

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Der BMW M4 ist nicht ganz leicht zu fahren, er ist nämlich leicht schnell, aber nicht leicht langsam zu fahren. Irgendwie wird man immer schneller. Nicht dass der Wagen von allein schneller wird, er braucht schon Anleitung und Führung, aber es lockt so unverschämt die Kraft, und die ist ja ausreichend vorhanden: Wie mit der Amtsperson bereits erörtert, stehen 431 PS zur Verfügung, und das bei einem größenmäßig doch recht überblickbaren Auto. Man könnte auch sagen, der M4 ist quirlig, wobei dieser Ausdruck eine kaum zulässige Verniedlichung darstellt.

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Das Fahrwerk, der Sound, die Schaltung, die Farbe, die Sitze - alles ist auf schnell ausgelegt, selbst das Radio klingt etwas schneller als in anderen Autos. Natürlich kann man auch langsam fahren, das sogar leidlich gemütlich, aber irgendwie fühlt man sich im Weg-Zeit-Diagramm dann ganz falsch aufgehoben.

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Man braucht sich ja nichts vorzumachen: Das ist ein Hochleistungssportwagen, der auf Schnelligkeit ausgelegt ist, und natürlich sollte man damit auf die Rennstrecke gehen und nicht die Allgemeinheit auf öffentlichen Straßen behelligen. Der M4 ist quasi per se ein Zweit-, Dritt- oder Viertwagen, wäre es der Erstwagen, hätte man es ständig eilig, und das trägt nicht zur Entspanntheit bei. Hin und wieder muss man sich auch entschleunigen.

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Apropos Viertwagen. Bei BMW nimmt man für den M4 88.000 Euro. In der nackerten Version ohne schöne Farbe, Leder und Sonderausstattung. Ein bisschen Sonderausstattung ist allerdings ratsam, das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen ist de facto unverzichtbar.

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Und erklärt auch den Beschleunigungswert von null auf hundert in 4,1 Sekunden, so schnell kann man am Schalthebel gar nicht umrühren. Mit ein paar Goodies - dazu zählt auch das schnelle Gelb - ist man also rasch bei 118.954 Euro, so viel kostete unser Testwagen. (Michael Völker, RONDOMOBIL, 25.10.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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