Es war absehbar, dass die Industrie kurz vor dem Energie- und Klimagipfel Ende der Woche in Brüssel nochmals die Arbeitsplatzkarte spielen würde. Ebenso absehbar war, dass die Arbeiterkammer (AK) nicht als Gegner, sondern als Partner am Spieltisch Platz nehmen würde. Schließlich geht es um Jobs. Davon kann es in Zeiten wie diesen nicht genug geben. Glaubt man Industrie und AK, wird es in Zukunft aber nicht nur nicht mehr, sondern viel weniger Arbeitsplätze geben - die Schuld von (noch) strengeren Umweltauflagen, die Europas Staatenlenker diese Woche beschließen wollen. Oder auch nicht.

Denn der Meinungsstreit darüber, wie streng die neuen Energie- und Klimaziele formuliert werden sollen, geht quer durch Mitgliedsländer und Interessenvertretungen. Einige, vorneweg Polen und energieintensive Betriebe, wollen die Hürden niedrig angesetzt wissen, um sie möglichst billig überspringen zu können. Andere wie Schweden, Umweltschützer und Produzenten von sogenannten grünen Technologien fordern möglichst strenge Vorgaben.

Das einzig Fixe ist, dass die 20-20-20-Ziele, die seit Jahren so plakativ und eindringlich an CO2-Reduktion, Erneuerbaren-Anteil und Energieeffizienz gemahnen, bald schon Geschichte sind - und dass die Kraftwerksschlote weiter rauchen werden, solange Kohle billiger ist als andere Brennstoffe. Vor allem das sollte den Staatenlenkern zu denken geben. Alles andere ist primär (© Hans Krankl). (Günther Strobl, DER STANDARD, 21.10.2014)