Salzburg - Viktor Ullmann wurde am 1. Jänner 1898 in Teschen (heute: Cieszyn, in Südpolen) geboren. Beide Elternteile kamen aus jüdischen Familien, waren aber assimiliert und zum katholischen Glauben konvertiert. Viktor besuchte ab 1909 die Mittelschule in Wien, hier kam er auch erstmals mit Arnold Schönberg in Kontakt, dessen Schüler er wurde.

1919 zog Ullmann nach Prag, wo viele seiner frühen Werke uraufgeführt wurden. Jetzt erinnert das Mozarteum an den 70. Todestag dieses wichtigen Komponisten, Pianisten und Dirigenten der musikalischen Moderne, dessen ästhetische Haltung zwischen Tonalität und Atonalität sich in vielerlei Hinsicht mit der von Alban Berg überschnitt und der am 18. Oktober 1944, zwei Tage nach seiner Deportation in einem Viehwagon, im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Heute stehen die "Prager Werke" auf dem Programm, morgen, Sonntag, folgen in zwei Teilen die "Theresienstädter Werke". In das dortige Ghetto war Ullmann 1942 von den Nazis verschleppt worden: Zur Aufrechterhaltung der Umsiedlungslegende sowie zur Abwehr ausländischer Kritik hatte der NS-Staat ein sogenanntes "Vorzeigeghetto" eingerichtet.

Tatsächlich waren die Lebensbedingungen im KZ Theresienstadt zumindest zeitweise besser als in den Todeslagern. Im Ghetto entstanden drei Klaviersonaten, das 3. Streichquartett sowie die Oper Der Kaiser von Atlantis oder die Tod-Verweigerung. Letztere basiert auf dem Text eines Mitgefangenen, Peter Kien, und handelt von einem größenwahnsinnigen Kaiser, der sich als Herr über Leben und Tod aufspielt. Ein beklemmendes Werk, nicht nur weil die Rückseiten von Deportationslisten als Notenpapier dienten. Musikalisch mit zahlreichen Anspielungen auf die Songs von Kurt Weill, Blues, Barock und Neue Sachlichkeit.

Morgen Nachmittag kommen das dritte und vierte Bild samt Liedern, Texten und Prosa zur Aufführung. Heute schon die Schönberg-Variationen für Klavier und deren Streichquartettfassung, Ullmanns 1. bis 7. Klaviersonate, weiters Die Weise von Liebe und Tod des Cornets. Freier Eintritt. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 18.10.2014)