Acapulco - Hunderte Studenten und Lehrer haben am Donnerstag mit der Besetzung von Rathäusern im mexikanischen Bundesstaat Guerrero begonnen, wo seit bald drei Wochen 43 Lehramtsstudenten spurlos verschwunden sind. Nach Angaben der Polizei verliefen die Besetzungen in der Hauptstadt Chilpancingo sowie in den Orten Tlapa de Comonfort, Ayotac de Alvarez sowie in Huamuxtitlan zunächst friedlich.

In anderen Städten wie etwa in Iguala begannen die Beamten schon vorher, die Rathäuser zu räumen. In Iguala waren die Studenten am 26. September nach Spendensammlungen von örtlichen Polizisten festgenommen und später offenbar an eine Drogenbande übergeben worden. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur, viele fürchten, dass sie ermordet wurden.

Nach Angaben eines Sprechers der Lehrergewerkschaft Ceteg sollen nach und nach die Rathäuser in allen 81 Kommunen von Guerrero besetzt werden, um den Ermittlungsdruck auf die Behörden zu erhöhen. Für Freitag war eine Massenkundgebung in der Urlauberstadt Acapulco vorgesehen.

Verdacht der Kooperation zwischen Behörden und Verbrechern

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in dem Bundesstaat, in dem Sicherheitskräfte, Behörden und das organisierte Verbrechen oftmals unter einer Decke stecken. So besteht unter anderem der Verdacht, dass Mitglieder der Bande Guerreros Unidos die Studenten im Auftrag der Ehefrau des Bürgermeisters von Iguala ermordeten, um eine Protestaktion am folgenden Tag zu verhindern. Der Bürgermeister und seine Frau sind seitdem auf der Flucht.

Flüchtig ist auch der stellvertretende Sicherheitschef von Iguala; er soll vom mutmaßlichen Finanzchef der Guerreros Unidos jeden Monat umgerechnet 35.000 Euro erhalten haben. Gouverneur Angel Aguirre feuerte zudem seinen Gesundheitsbeauftragten Lazaro Mazon, gegen den Ermittlungen wegen seiner Beziehungen zu Igualas Bürgermeister laufen.

Inzwischen suchen rund 1.200 Bundespolizisten nach den vermissten Studenten. Knapp 50 Verdächtige wurden festgenommen, darunter 40 Polizisten. Noch aber haben die Justizbehörden nach eigenen Angaben keine sicheren Erkenntnisse zu den Drahtziehern und dem Motiv für das Verschwinden. (APA, 17.10.2014)