Jeremy Shaw schickte acht Freunde auf einen Drogentrip und dokumentierte ihre Gesichtsausdrücke während dieser ekstatischen Reisen mit der Kamera.

Foto: Jeremy Shaw /Johann König, Berlin

Wien - Die Digitalisierung hat nicht nur unsere Beziehung zu Raum und Zeit, sondern auch zum Bild nachhaltig erschüttert. Die zeitgenössische Kunst hat diesen Wandel schon früh reflektiert, und auch etliche der bei curated by_vienna vertretenen Positionen thematisieren den medialen Umbruch. Der Kurator Luca Lo Pinto geht bei seiner Schau In Real Life sogar so weit, gar keine greifbare Kunst mehr zu zeigen.

In der Christine König Galerie wird der Betrachter mit einer Wand konfrontiert, die lediglich maßstabsgetreue Reproduktionen der Zeichnungen, Fotos und Skulpturen von zehn Künstlern zeigt. "In einer Welt, in der die technische Reproduzierbarkeit unvorstellbare Ausmaße annimmt, hat sich die Bedeutung der 'Authentizität' eines Kunstwerks dramatisch verändert", schreibt Lo Pinto zu der Fototapete.

Der mazedonische Künstler Yane Calovski denkt in Zeiten scheinbar unbeschränkter Speicherkapazitäten über das Archiv nach. Die von Stephane Ackermann und Basak Senova in der Galerie Mauroner kuratierte Schau präsentiert bruchstückhafte, mit Schreibmaschine geschriebene Künstlerkorrespondenzen sowie vasenartige Glasobjekte als Symbole des Bewahrens.

In ihrer Arbeit Mein Schlafzimmer in Prag hat Dorit Margreiter bereits 1993 die medialen Facetten einer Ausstellung behandelt. Ein Foto in der von Rike Frank kuratierten Schau in der Galerie Krobath zeigt Margreiters Teledeporter, den sie damals in der Eingangstür ihres Prager Gastateliers installierte. Die Besucher sollten sich in das auch als Ausstellungsraum benützte Schlafzimmer "beamen".

Von Jon Rafman stammen hintersinnige Erkundungen virtueller Welten, die sowohl Kristina Scepanski in der Galerie Andreas Huber als auch Carson Chan in der Kerstin Engholm Galerie präsentieren. Reisen im Kopf erleben hingegen die acht Freunde von Jeremy Shaw, die in dessen Videoinstallation DMT bei Engholm zu sehen sind. Wie ein Schamane verabreichte der Künstler ihnen Drogen und schickte sie so auf einen Trip, der ekstatische Gesichtsausdrücke hervorrief. (ns, Spezial, DER STANDARD, 16.10.2014)