Salzburg – Die Universität Salzburg hat dem ehemaligen Leiter des Naturkundemuseums Haus der Natur, Eduard Paul Tratz, die 1973 verliehene Ehrendoktorwürde posthum wieder aberkannt. Der 1977 verstorbene Tratz habe sich die Ehrenwürde "erschlichen", heißt es in der Begründung der ersten Aberkennung seit Wiedergründung der Uni 1962.
Tratz habe sich hauptsächlich in den Jahren 1939 bis 1943 als SS-Hauptsturmführer an Kulturraub-Aktionen zugunsten des SS-Ahnenerbes in Ost- und Mitteleuropa, namentlich in Krakau und auf dem Gebiet der Sowjetunion, aktiv (und vor Ort) beteiligt, heißt es in der Mitteilung der Universität zur Aberkennung. Dabei seien unter anderem Exponate für das Salzburger "Haus der Natur" requiriert worden, dessen Leiter Tratz war. Die meisten dieser Exponate sind inzwischen wieder den Erben der Besitzer oder wissenschaftlichen Einrichtungen zurückgegeben worden.
Pseudowissenschaft
Ferner sei Tratz als Autor pseudowissenschaftlicher Publikationen sozialdarwinistischen Inhalts hervorgetreten; etwa mit dem Artikel "Kampf in der Natur" (1943) im "SS-Leitheft", einem vom SS-Hauptamt herausgegebenen Blatt. Dort betont er die Überlegenheit des "arischen" und "naturnahen" Wesens und beklagt Beeinträchtigungen durch "fremdrassige Belastungen".
In einer 1943 im "Ahnerbe-Stiftung Verlag" erscheinen Schrift beruft er sich auf die angeblich rücksichtlose Ausmerzung von "Krüppeln und Mißgeburten" in der Natur, woran sich der Mensch ein Beispiel nehmen möge. Entscheidend sei nicht das Schicksal des Einzelnen, sondern das der Gesamtheit.
Ehrenbürger
Was die Universität könne, müsste doch auch die Stadt Salzburg zusammenbringen, moniert die Bürgerliste in einer Aussendung. Tratz sei seit 1963 Ehrenbürger der Stadt Salzburg, die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft sei längst überfällig. (Thomas Neuhold, derStandard.at, 15.10.2014)