Was den meisten anderen Elektronikherstellern ihr jährlicher Flaggschiffzyklus ist, ist dem japanischen Konzern Sony mittlerweile sein Halbjahrestakt. Seit dem gelungenen Smartphone-Comeback mit dem Android-Handy Xperia Z erweitert man sein Spitzenreiter-Portfolio je einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Folgerichtig geht die Reihe in ihre nunmehr vierte Auflage, die mit Z3 betitelt wird.

Dem verkürzten Zyklus folgen die handlicheren Varianten der Z-Reihe, die den Beinamen "compact" tragen, allerdings nicht. Erstmals stellte Sony dem Z1 ein kleines "Geschwisterchen" zur Seite, das grundsätzlich einen richtigen Schritt des Entgegenkommens gegenüber Usern erwies, die sich ein Telefon unterhalb der 5-Zoll-Display-Marke wünschen. Mit dem Z1 compact machte Sony vieles richtig, aber auch manches falsch. Mit dem Z3 compact (das Z2 erhielt keinen kleinen Kompagnion) probiert man sich nun ein zweites Mal an einer handlicheren Fassung des eigenen Flaggschiffs.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Zwillinge

Eines vorneweg: Der Release von zwei Smartphone-Generationen in einem Jahr führt zwangsläufig dazu, dass die Unterschiede hinsichtlich der Hardware deutlich geringer ausfallen. Aus diesem Grunde wird das Xperia Z3 in diesem Text auch nur am Rande besprochen, da es sich um ein vergleichsweise kleines Upgrade zum Z2 handelt, das zudem auch kaum Unterschiede zu seiner Kompakt-Variante aufweist.

Größeres Display, trotzdem handlich

Dem gängigen Trend folgend, hat Sony sein neues "Kleines" etwas wachsen lassen. Mit einem 4,6-Zoll-Display (vormals 4,3) bleibt es aber handlich genug, bequem in einer Hand gehalten und bei fast allen Tätigkeiten auch von dieser bedient zu werden. Denn: Mit 127,3 x 64,9 x 8,6 Millimeter ist das Gerät nur um 0,3 Millimeter länger als sein Vorgänger, weist die gleiche Breite auf und fällt sogar etwas schlanker und leichter (129 Gramm) aus.

Die Bedienung erleichtert zudem die auf der rechten Seite mittig angeordneten Taste für Ein-/Abschaltung und Lautstärke. Ebenfalls dabei ist ein eigener Kamerabutton.Um noch einen anderen Vergleich zu ziehen: Das Xperia Z3 compact fällt bei einer nur geringfügig kleineren Displaydiagonale im Vergleich zum iPhone 6 deutlich kürzer und etwas schmäler aus, ist dafür aber etwas dicker.

Mittel zum Zweck war eine Verschmälerung der Randbereiche auf allen Seiten. Zudem ist der microSIM-Slot einem nanoSIM-Steckplatz gewichen, was für die Anordnung der Komponenten im Gehäuse ein paar Kubikmillimeter mehr an Raum schafft.

Schöne Darstellung, gute Verarbeitung

Der "Triluminos"-IPS-LCD löst mit 1.280 x 720 Pixel auf, die Pixeldichte liegt damit bei ordentlichen 319 PPI. Farben sind gut ausgesteuert, die Kontraste gut und hohe Blickwinkelstabilität vorhanden. Die Rückseite des Gerätes hat Sony verglast, auf den Seiten befinden sich Plastikabdeckungen für microSD, SIM-Slot und USB-Anschluss.

Diese sind unterhalb gummiert und erlauben es Sony, das Handy als staub- und wasserdicht (IP68) auszuweisen. Es übersteht 30 Minuten im Wasser bei einer Maximaltiefe von einem Meter. Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut und die Spaltmaße gering, lediglich entlang der Abdeckungen sind geringe Freiräume. Am linken Rand hat Sony den Anschluss für den Magnet-Adapter positioniert, mit welchem das Smartphone ganz ohne Freilegen des microUSB-Steckers aufgeladen werden kann.

Foto: derStandard.at/Pichler
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High-end-Ausstattung

Unter der Haube werkt ein Snapdragon 801-Chip von Qualcomm, dessen Quadcore-CPU mit 2,5 GHz getaktet ist. Der Prozessor arbeitet mit zwei GB RAM zusammen. Den internen Speicher, auf dem das mit Sonys eigener Oberfläche belegte Android 4.4-System liegt, das auf Onscreen-Navigationsbuttons setzt. Per Speicherkarte ist der verfügbare Platz um bis zu 128 GB erweiterbar.

Die Konnektivitätsoptionen sind breit gefächert. Neben WLAN (802.11ac), LTE (150 Mbit/s) und 3G unterstützt das Z3 compact Bluetooth 4.0 LE inklusive Unterstützung für verbessertes Audiostreaming via aptx, NFC und ANT+ zur Kommunikation mit Home Automation Systemen oder diversen medizinischen Geräten. Navigation ermöglicht das Modul für GPS- und GLONASS-Empfang.

Im Alltag macht sich die flotte Hardwarebestückung auch mit entsprechender Performance zu bemerken. Durch die Menüs steuert es sich flott und ohne Hänger oder Mikroruckeln, selbst wenn allerlei Apps im Hintergrund geöffnet sind. Programme starten flott und auch anspruchsvollere Games bringen das Handy nicht ins Schwitzen.

Passend dazu präsentieren sich auch die Benchmarks: 43.200 Zähler bei Antutu (ähnlich dem Samsung Galaxy S5) und starke 58 Bilder pro Sekunde beim 3D-Testdurchlauf mit Epic Citadel untermauern den guten Eindruck.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Geschlossene Kamera-Lücke

Ein Manko des Z1 compact war seine Kamera. Die Auflösung war zwar gleich hoch angesetzt wie beim großen Modell, doch in Sachen Farbtreue und insbesondere Detailwiedergabe war ein frappanter Unterschied zu bemerken. Umso interessanter ist also ein Blick auf die Fertigkeiten des Z3 compact in dieser Hinsicht.

Erneut ist die Auflösung ident mit der großen Ausführung, dem Z3, und liegt bei 20,7 Megapixel. Wie üblich hat Sony die Kamera mit einer eigenen Lösung ersetzt, die diverse vorkonfigurierte Modi bietet, aber mitunter schwerfällig zu handhaben ist. Die Optionen reichen von einer intelligenten Automatik bis hin zu Aufnahmen mit besonderer Hintergrundunschärfe (Bokeh), 4K- und Zeitlupenvideos oder "Info-Eye", das nähere Informationen zu bestimmten Logos und Objekten und ortsbasierte Informationen anzeigt. Wer will kann auch diverse Einstellungen manuell vornehmen - inklusive ISO-Wert, dessen Maximum nun bei eher verrückten 12.800 liegt.

Die Lücke zwischen größerem und kleinerem Gerätemodell hat Sony dabei erfolgreich schließen können. Bei näherer Betrachtung von bei identischen Bedienungen geschossenen Fotos ist auch in hoher Zoomstufe kein relevanter Unterschied zu erkennen. Gut zu sehen ist dies auch im Laborvergleich von GSMArena.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Hit and Miss

Z3 und Z3 compact liefern meist gute bis hervorragende Aufnahmen, auch unter schwierigeren Lichtbedingungen. Wird ausschließlich unter Kunstlicht fotografiert ist ein leichter Grünstich auf den Bildern zu erkennen. Schmerzlich vermisst wird optische Bildstabilisierung.

Ein Manko weist die Kamera allerdings auf: Ab und zu werden Aufnahmen erst mit leichter Verzögerung ausgelöst, was insbesondere auf der Jagd nach sich bewegenden Motiven (junge Katzen erweisen sich hier als besondere Herausforderung) sehr ärgerlich sein kann. Dazu arbeitet der Autofokus nicht immer sauber.

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Die Frontkamera löst mit 2,2 Megapixel auf und beherrscht Full HD-Videoaufnahmen. Uter guten Lichtbedingungen lassen sich damit "Selfies" in ausreichender Qualität erstellen. Unter Kunstlicht ist in der Vorschau heftiges Rauschen zu erkennen, das im finalen Bild durch brachiale Weichzeichnungseffekte ersetzt wird. Dabei scheint es im Endergebnis kaum eine Rolle zu spielen, ob man die in den Einstellungen befindliche "Soft Skin"-Option nun aktiviert hat, oder nicht.

Ein kleines Problem produziert manchmal auch die Darstellungsverbesserung des Displays selbst. Sonys "X-Reality"-Optimierungen lassen Schnappschüssel mitunter anders wirken, als sie auf den meisten anderen Displays aussehen würden – so erscheint manchmal der eine oder andere Farbstich greller, als er eigentlich aufgenommen wurde.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Telefonie hui, Lautsprecher pfui

Ganze Arbeit hat Sony bei der Telefoniequalität geleistet. Die Z3-Handys beherrschen aktive Rauschunterdrückung, was dazu führt, das trotz leiser, konstanter Hintergrundgeräusche das Gegenüber klar und deutlich zu verstehen ist. Auch am anderen Ende der Leitung erschallt die eigene Stimme gut vernehmbar.

Die Lautsprecher enttäuschen hingegen. Stellt man sie auf höhere Lautstärke, vibriert das Smartphone ungut. Dazu klingt der Sound generell dumpf und blechern. Es empfiehlt sich die Verwendung von Kopfhörern oder Lautsprechern, hier vermag die Klangwiedergabe zu überzeugen.

Konditionsstarker Akku

Sehr positive Bilanz lässt sich über den nicht auswechselbaren Akku ziehen. Dieser ist mit 2.600 mAh für die Bildschirmgröße auf dem Papier gut bemessen. In der Praxis kommen selbst Poweruser gut über den Tag. Nutzer, die ihr Telefon weniger beanspruchen, potenziell sogar über zwei.

PS4 Remote Play: As im Ärmel?

Wer sich mit der Bedienung der Standard-Oberfläche von Android auskennt, wird sich auch bei Sonys Xperia UI gut zurechtfinden. Die Änderungen fallen zwar vor allem in Menüebenen auf, sind dort aber schnell nachvollziehbar. Mit alternativen Standardapps wie der Galerie führt Sony zwar Zusatzfunktionen wie musikuntermalte Slideshows ein, herausragender Mehrwert wird aber nicht geschaffen. Besonders rätselhaft ist "Sony Select", die im Grunde nichts anderes ist, als eine Empfehlungsliste aus Googles Play-Store.

Langzeitpotenzial hat jedoch PS4 Remote Play. Diese Funktion ermöglicht es den Z3-Geräten, als Display für die PlayStation 4 zu fungieren. Die Rechenarbeit selbst übernimmt die Konsole. Wie nachgefragt dieses Feature ist, wird sich erst auf Dauer weisen. Dass es den Sony-Smartphones und der PS Vita exklusiv vorbehalten bleibt, darf aber angezweifelt werden, denn schon jetzt lässt sich dieses Feature gemäß einer Anleitung in den XDA-Entwicklerforen mit relativ geringem Aufwand auch auf anderen Android-Handys nachrüsten.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Xperia Z3

Die große Variante des aktuellen Sony-Flaggschiffs bietet im Wesentlichen das gleiche Paket, nur auf flächigerem Darstellungsraum. Einzig einen Gigabyte mehr an Arbeitsspeicher bringt sie mit, was sich im Alltag aber nur in den seltensten Fällen bemerkbar machen dürfte. Der 5,3-Zoll-Bildschirm bietet nicht nur ein Mehr an Fläche, sondern auch höhere Auflösung (Full HD). Eine weitere Abweichung weist auch der Rahmen auf, der hier statt aus Kunststoff aus Aluminium besteht. Der Akku ist mit 3.100 größer ausgefallen und erweist sich ebenfalls als langlebig.

Fazit

Mit dem Z3 compact hat Sony als einziger namhafter Hersteller ein Smartphone der Sub-5-Zoll-Kategorie im Angebot, das unumschränkt in der Hardware-Ligaspitze mitspielt. Weder das LG G3S, Samsungs Galaxy S5 Mini oder das HTC One Mini 2 reichen dem Gerät aufgrund ihrer abgespeckten Ausstattung das Wasser.

Das Nexus 5 wiederum besticht mit günstigem Preis, basiert aber schon auf einer älteren Hardwaregeneration. Am Rande erwähnenswert wäre noch ZTEs Nubia Z7 Mini, das aber schlichtweg nur in bestimmten asiatischen Märkten zu haben ist. Sucht man also ein Smartphone kleineren Formats, ohne dafür ernsthafte Abstriche hinnehmen zu müssen, ist das Z3 compact derzeit alternativlos. Verkauft wird es als SIM-Lock-freie-Version ab etwa 460 Euro. (Georg Pichler, derStandard.at, 26.10.2014)

Testfotos

Tageslicht, Automatik
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Tageslicht/Kunstlicht, Automatik
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Nur Kunstlicht, Automatik
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Tageslicht/Kunstlicht, Hintergrund-Unschärfe-Modus (Bokeh-Effekt)
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Frontkamera, Gegenlicht
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