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Studenten fordern Aufklärung über den Verbleib ihrer Kollegen.

Foto: REUTERS/Stringer

Wütende Studenten haben bei Protesten im mexikanischen Bundesstaat Guerrero den örtlichen Regierungssitz teilweise in Brand gesteckt.

Hunderte Studenten und Dozenten forderten am Montag in der Regionalhauptstadt Chilpancingo Klarheit über das Schicksal von 43 Studenten, die vor zwei Wochen in Guerrero von der Polizei verschleppt wurden und getötet worden sein könnten.

Storyful, Facebook/Fabian Ortiz Trigo

Die Demonstranten zerschlugen die Fenster des Regierungssitzes und steckten ihn in Brand, nachdem die Angestellten das Gebäude verlassen hatten.

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Sie sind empört über die Untätigkeit der Regierung, die auf Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitsorgane bislang nicht reagiert hat.

Präsident schwieg zu Massaker

Enrique Peña Nieto lobte Ende September im "Economic Club" in New York seinen "Pakt für Mexiko". Es sei ihm gelungen, so der Präsident, die Kriminalitätsrate drastisch zu senken, das Land sei dank seiner voraussschauenden Politik auf dem richtigen Weg.

Der Präsident war heftig kritisiert worden, weil er seine USA-Reise angetreten hatte, während im Bundesstaat Baja California der Notstand wegen der vom Hurrikan "Odile" angerichteten Schäden der Notstand ausgerufen wurde. Berichte über ein von Polizisten angerichtetes Massaker an Lehramtsstudenten ignorierte passten nicht in Peña Nietos Bild einer aufstrebenden Nation und wurden ignoriert.

Seminar mit Tradition

Die ermordeten Jugendlichen besuchten die Lehrerausbildungsanstalt "Normal de Ayotzinapa" im Bundesstaat Guerrero. Das Seminar hat eine lange Tradition politischer Proteste, auch der Guerillero Lucio Cabanas, der in den 70er-Jahren in Guerrero gegen den Staat kämpfte, hatte dort studiert.

Die Studenten waren in die Bezirkshauptstadt Iguala gefahren, um dort Spenden zu sammeln. Für die Rückfahrt benutzen sie drei Busse, die sie im örtlichen Busbahnhof requiriert hatten – mit Einverständnis der Fahrer, betonen Überlebende.

An einer Straßensperre eröffneten denn Bewaffnete das Feuer auf die Fahrzeuge, drei Personen wurden getötet, 17 verletzt. 42 Studenten werden seit diesem Abend vermisst. Die Schützen sollen den Ermittlern zufolge der örtlichen Polizei angehört haben, 22 Sicherheitsbeamte wurden kurz darauf festgenommen und in das über 200 Kilmeter entfernte Acapulco gebracht.

Auch gegen José Luis Abarca, den Bürgermeister von Iguala sowie dessen Ehefrau María de los Ángeles Pineda Villa, die Verbindungen zur Drogenbande Guerrero Unidos pflegte, wird ermittelt. Das Ehepaar verschwand allerdings kurz dem Massaker spurlos.

Erst eine Woche nach der Bluttat fand das Staatsoberhaupt Gelegenheit, in einer Rede an die Nation die Ereignisse von Iguala als "empörend, schmerzhaft und inakzeptabel" zu bezeichnen. Peña Nieto versprach, dass die Täter zur Verantwortung gezogen würden. Den Tausenden Mexikanern, die seitdem in mehreren Städten auf die Straße gingen, um ein Ende der Straflosigkeit zu fordern, reichten diese Versprechungen offenbar nicht.