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Sigmar Polkes "Indianer mit Adler" wurde auf bis zu zwei Millionen Pfund geschätzt, aber auf 5,12 Millionen Pfund gesteigert.

Foto: EPA/Christies

Wer eigens nach London gepilgert war, um Montagabend eine historische Auktion zu erleben, in der ein neuer Künstlerrekord den anderen jagen würde, erlebte eher eine Enttäuschung. Bis zu 60 Millionen Pfund bzw. umgerechnet 75 Millionen Euro hatte Christie's für die als "Essl: 44 Works" vermarktete Versteigerung aus dem Bestand der Sammlung Essl in Aussicht gestellt.

Dabei begann der Abend durchaus vielversprechend mit einem Zuschlag in Millionenhöhe: Innert acht Minuten trieben über Telefonleitungen zugeschaltete und im Saal anwesende Interessenten die Gebote für Antony Gormleys Skulptur "Aggregate" von 100.000 auf bis stattliche 1,25 Millionen Pfund (1,59 Mio. Euro). Den ersten und einzigen Künstlerrekord, allerdings nur in der Kategorie Skulptur des Künstlers, verzeichnete man für Georg Baselitz' "Meine neue Mütze", für die sich ein Telefonbieter bereits bei 1,43 Millionen Pfund (1,8 Mio. Euro) gegen Thaddaeus Ropac durchsetzte. Der Galerist (Salzburg/Paris) "tröstete" sich stattdessen mit Baselitz' Gemälde "Trauerseeschwalben".

Tagessieg ging an Gerhard Richter

Den höchsten Zuschlag des Abends erteilte Auktionator Jussi Pylkkänen (Christie's-Präsident und Chairman Europa, Mittlerer Osten, Russland und Indien) für Gerhard Richters "Wolken" (Fenster) einer Saalbieterin bei 6,24 Millionen Pfund (7,91 Mio. Euro). Dagegen waren die Gebote für Richters "Netz" (1985), das auf bis zu zehn Millionen Pfund taxiert war, unter dem Limit geblieben und fiel das Gemälde vorerst durch.

Kurz nach der Auktion wechselte es für 5,5 Millionen Pfund (netto) doch den Besitzer; als Nachverkauf wird es dem offiziellen Umsatz nicht hinzugerechnet. Der blieb mit 46,86 Millionen Pfund (inklusive Aufgeld) bzw. umgerechnet 59,42 Millionen Euro doch deutlich unter dem erhofften Sensationswert.

Damit dürfte der erzielte Umsatz wohl in der Größenordnung der seitens Christie's der SE-Sammlungs GmbH im Vorfeld und unabhängig vom Verlauf der Auktion erteilten Garantie liegen. 50 Millionen Euro, die Hans Peter Haselsteiner (60 Prozent) und Karlheinz Essl (40 Prozent) zur Refinanzierung der kolportierten 110 Millionen Euro teuren Rettung dienen. (Olga Kronsteiner, derStandard.at 13.10.2014)