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Pillenproduktion der anderen Art: Fäkalextrakte mit gesunden Bakterien werden portioniert und konzentriert. Danach packt man die Wirkstoffe in Kapseln und lagert sie bis zur Einnahme bei minus 80 Grad Celsius.

Foto: AP/Jeff McIntosh

Boston/Wien - Obacht: Wer neben dem Lesen gerade mit Essen oder Trinken beschäftigt ist, sollte jetzt bitte besser schnell runterschlucken. Im Folgenden geht es nämlich über neue Erfolge mit der sogenannten Fremdkottherapie - diesmal indes in einer nachgerade appetitlichen Darreichungsform: als Fäkalpillen.

Das hartnäckige Leiden, das damit behandelt wird, nennt sich antibiotikaassoziierte Kolitis, eine wiederkehrende Darmentzündung, die durch das Bakterium Clostridium difficile hervorgerufen wird. Diese Form der Kolitis entsteht vor allem dadurch, dass die Darmflora durch Antibiotika schwer geschädigt wurde und sich die Mikroben ungebremst vermehren. Der Problemkeim verursacht allein in den USA rund eine halbe Million Erkrankungen und etwa 15.000 Todesfälle jährlich.

Vereinfachtes Verfahren

Eine seit einigen Jahren praktizierte Therapie besteht darin, im Darm eine "normale" Mischung von Darmbakterien anzusiedeln: Durch einen Schlauch wird frischer Kot eines gesunden Spenders direkt in den Darm des Patienten übertragen. Dieses aufwändige und riskante Verfahren - die Transplantation kann zu Infektionen führen - konnte nun wesentlich vereinfacht werden, wie Mediziner um Elizabeth Hohmann (Massachusetts General Hospital in Boston) in der Fachzeitschrift "Jama" berichten.

In einer Pilotstudie konnten die US-Mediziner zeigen, dass auch die Einnahme von Kapseln mit Bakterien aus dem Kot gesunder Menschen die lebensbedrohlichen Durchfälle in kurzer Zeit und ganz ohne Nebenwirkungen beenden kann. Die Hauptvorteile der Pillenform: Die Präparate können einem größeren Kreis von Patienten verabreicht werden; die Transplantate lassen sich zudem auf Infektionserreger testen und tiefgekühlt lagern.

Hohe Erfolgsrate

Die Forscher testeten die "Kotkapseln", die ein bis zwei Gramm "Wirkstoff" enthielten und bei minus 80 Grad Celsius gelagert wurden, an 20 Kolitis-Patienten im Alter zwischen 11 und 89 Jahren. Diese mussten in 48 Stunden jeweils 15 Kapseln einnehmen. Bei 14 Patienten traten nach etwa vier Tagen keine Durchfälle mehr auf, und die Besserung hielt mindestens acht Wochen an. Bei anderen Patienten musste die Dosis erhöht werden. Insgesamt war die Therapie bei 90 Prozent der Patienten erfolgreich. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 14.10.2014)