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Ältere gemeinsam länger im Arbeitsprozess zu halten, ist wegen des zunehmenden Fachkräftemangels unerlässlich", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Foto: ap/Strauss

Wien - Der latente Mangel an Fachkräften verbessert die Jobaussichten für ältere Arbeitnehmer. Die Industriellenvereinigung will deshalb andere Rahmenbedingungen für die Anstellung von über 50-Jährigen. "Ältere gemeinsam länger im Arbeitsprozess zu halten, ist wegen des zunehmenden Fachkräftemangels unerlässlich", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Montag.

Die Lohnnebenkosten müssten runter, das Pensionsantrittsalter rauf. Die Beschäftigungsgruppe der über 50-Jährigen sollte unbedingt länger im Unternehmen gehalten werden, betonte der Ausschussvorsitzende für Arbeit und Soziales in der Industriellenvereinigung, Veit Schmid-Schmidsfelden. "Das sind ja Know-how-Träger, die für unsere Industrie essenziell wichtig sind."

Gegen Biennalsprünge

In Österreich belasteten allerdings die hohen Lohnnebenkosten die Möglichkeit, Mitarbeiter zusätzlich einzustellen, kritisierte Schmid-Schmidsfelden. Ein weiteres Hemmnis seien das gängige Senioritätsprinzip und die Biennalsprünge in den Firmen: "Dass Ältere mehr verdienen sollen, ist ein Zugang, der veraltet ist." Bei vergleichbarer Arbeit sei dieses Prinzip hinfällig.

BMW will ältere Mitarbeiter

"Für das Wachstum unseres Unternehmens brauchen wir die 50-plus-Generation - deren Erfahrung, Gelassenheit und Loyalität", sagte der Geschäftsführer der BMW Motoren GmbH, Gerhard Wölfel. "Sie ist eines der wesentlichen 'Assets' in unserem Land." Für den Aufbau neuer BMW-Werke beispielsweise in Mexiko und Brasilien greife der Konzern auf ältere Mitarbeiter zurück. Der Autohersteller sei sich dieses Themas bereits seit 15 Jahren bewusst.

Mehr "Flexibiltät"

Die Industriellen wünschen sich zudem flexiblere Arbeitszeiten. Die Höchstarbeitsgrenze soll von 10 auf 12 Stunden pro Tag ausgeweitet werden. "Natürlich bei einer gleichzeitigen Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf maximal 50 Stunden." Die 50 Stunden gelten schon als Kompromiss und stehen auch bereits im Koalitionspapier. Die Industriellenvereinigung will eigentlich um 10 Stunden mehr.

Falsche Anreize

Ein Dorn im Auge sind den Arbeitgebern aus der Industrie aber vor allem die derzeitigen Anreize, früh in Pension zu gehen. Von den 126.618 Neueintretenden hätte nur ein Viertel (24,5 Prozent) auch tatsächlich nicht mehr arbeiten können, rund drei Viertel aber sehr wohl. "Die Anreize sind falsch - wir brauchen diese Mitarbeiter für die Wertschöpfung."

Weniger Kündigungsschutz

An die Politik richten die Unternehmer die "große Bitte", die Teilpension zu ermöglichen. Ältere könnten beispielsweise nur 50 Prozent der ihnen zustehenden Pension beziehen, dafür aber mehr als nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 395 Euro dazuverdienen. Gleichzeitig ist die Industrie für eine "weitere Einschränkung der Kündigungsschutzbestimmungen" bei älteren Arbeitnehmern.

Ältere Mitarbeiter nehmen jüngeren laut Neumayer keineswegs Jobs weg. "Alle Untersuchungen zeigen, dass Ältere nicht Jüngere verdrängen." Ausschlaggebend seien Bildungsqualifikationen. Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen liege bei 8,1 Prozent - also gleich hoch wie die Jugendarbeitslosigkeit (8,2 Prozent).

Unterstützung bekommt die Industriellenvereinigung vom Obmann des Österreichischen Seniorenbundes, Andreas Khol (ÖVP). "Die Beschäftigung Älterer ist der Schlüssel zur Sicherung des Pensionssystems für Jung und Alt in Österreich", so Khol. (APA, 13.10.2014)