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Die Finnen kommen! Der Autor Petteri Tikkanen stellt auf der Frankfurter Buchmesse seine neue Graphic-Novel vor. Sie trägt den Titel "Blitzkrieg der Liebe".

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Zu Fuß sind es nur wenige Minuten vom Frankfurter Hauptbahnhof zur Buchmesse. Spaziergang ist es keiner. Vielmehr handelt es sich, wie Franz Hohler meinte, um einen "Gang von Getriebenen, die alle möglichst schnell an ihr Ziel gelangen möchten. (...) Vor dem Haupteingang locken die Antiquariatsstände, (...) aber die meisten hasten vorbei, süchtig auf frisches Bücherfleisch aus der Herbstschlachtung."

Hohler übertreibt, ganz falsch liegt er nicht. Von der Buchmesse, im Sinn einer Werkschau unter dem Motto "Ich zeig dir meins und du zeigst mir deins" kann in Frankfurt, obwohl Zehntausende von Büchern in die Regale gestapelt sind, nurmehr teilweise die Rede sein. Vielmehr laufen mehrere Messen nebeneinander ab.

Zwar gibt es sie, die Verrückten, die eine Druckerpresse in die Hallen schleppen und vorführen, wie alles begann. Auch die Kleinverleger, die mit leuchtenden Augen durch die Hallen rennen und Bücher anpreisen - oft nicht einmal die eigenen - wird es immer geben. So wie die Leser. Zunehmend sichtbar wird in Frankfurt aber jenes globalisierte Feld, das Messesprecherin Katja Böhne mit "stark geschäftsorientiert" umschreibt. Und wer einen Blick in die ausgebuchte Halle 6.3 wirft, wo an 456 Tischen mit Rechten und Lizenzen gehandelt wird, ahnt, wo hier wirklich Geld gemacht wird.

Ein weiterer, dem digitalen Wandel geschuldeter Bereich, befasst sich mit dem, was sie Neudeutsch "Crossmedia" und "E-Publishing" nennen. "Storytelling" auf allen Kanälen ist angesagt. "Bücher sind Blockbuster aus Buchstaben", behauptet eine Werbung für den Film Gone Girl.

Neben Kohl (Helmut), Modiano (Nobelpreis) und den Büchern von Jerome Lanier (Wem gehört die Zukunft?) und Thomas Piketty (Kapital im 21. Jahrhundert) dominierte wieder einmal ein Unternehmen, das auf der Messe keinen Stand hat, die Diskussion: Amazon. Der Onlinehändler hat punktgenau zur Buchmesse seine "E-Book-Flatrate" namens "Kindle unlimited" präsentiert.

Für 9,99 Euro monatlich kann man auf 650.000 Bücher zugreifen, 40.000 davon in deutscher Sprache. Die Verlage halten sich (wie bei den bereits bestehenden Abo-Modellen Skoobe oder Readfy) mit der Bestückung von "Kindle unlimited" zurück. Hauptsächlich besteht das Flatrate-Angebot aus Titeln von Autoren, die ihre Bücher selbst über das Internet verlegen.

Kunst und Geld

Insgesamt war die Stimmung in den Hallen gedämpft, trotz des erfrischenden Auftritts des Gastlands Finnland. An den 108 österreichischen Ständen hielt sich das Klagen aber in Grenzen. Bundesminister Josef Ostermayer (SPÖ), der gern Nägel mit Köpfen macht, war angereist und spendete Mut. So werden die Verlagsförderung um zehn Prozent auf 2,2 Mio. Euro und die Literaturstipendien um 150.000 Euro auf 1,4 Mio. pro Jahr angehoben. Zudem soll die Buchpreisbindung auf E-Books ausgeweitet werden. Kunst, Ostermayer münzte das auch auf das Freihandelsabkommen der EU mit den USA, habe einen Wert, "den wir uns nicht von global agierenden Konzernen festsetzen lassen".

Am Sonntag vermeldete die Messe einen Besucherrückgang von zwei Prozent auf 270.000 Besucher. 2012 waren es noch 280.000. Gründe: eine schwierige wirtschaftliche Lage und der "Strukturwandel". (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 13.10.2014)