Mexiko-Stadt - Im Zusammenhang mit dem Tod von 22 mutmaßlichen Verbrechern in der zentralmexikanischen Stadt Tlatlaya sind drei Soldaten angeklagt worden. Der Staatsanwalt Jesus Murillo Karam sagte am Freitag, die meisten der 22 mutmaßlichen Kriminellen seien im Juni bei einer Schießerei mit Sicherheitskräften ums Leben gekommen.

Anschließend hätten ein Unteroffizier und zwei Soldaten jedoch ohne Not acht Verdächtige erschossen, die "als letzte" überlebt hätten. Die Opfer seinen kaltblütig getötet worden.

Das mexikanische Verteidigungsministerium erklärte Anfang Juli, Soldaten hätten in Tlatlaya ein Lagerhaus entdeckt, das "von bewaffneten Männern" bewacht worden sei. Diese hätten das Feuer eröffnet, woraufhin sich beide Seiten einen Schusswechsel lieferten. Dabei seien alle 22 Verdächtigen getötet und ein Soldat verletzt worden. Die Verdächtigen waren demnach im Besitz von 25 schweren Waffen gewesen und hatten drei an Ort und Stelle entdeckte Frauen nach deren Aussagen verschleppt.

Zweifel an offizieller Darstellung

Nicht nur die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte Zweifel an der offiziellen Darstellung geäußert. Die lateinamerikanische Ausgabe des US-Magazins "Esquire" berichtete Mitte September, eine der Frauen habe angegeben, dass die Soldaten als erste geschossen hätten und dass es zunächst nur einen Toten gegeben habe. Die übrigen 21, darunter ein 15-jähriges am Bein verletztes Mädchen, hätten sich später ergeben und seien von den Soldaten dennoch kaltblütig erschossen worden.

Mexikanischen Medienberichten zufolge befand sich in dem Lagerhaus ein Labor für synthetische Drogen. Betreiber sei das Drogenkartell La Familia aus dem westlichen Bundesstaat Michoacan.

Die mexikanische Regierung geht seit dem Jahr 2006 mit Militärgewalt gegen die mächtigen Kartelle vor, die mit äußerst brutal um die Vorherrschaft im Drogenmilieu kämpfen. Seitdem wurden etwa 80.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel getötet. (APA, 10.10.2014)