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Die Wolken an den Börsen sollten sich verziehen.

Foto: dpa / Frank Rumpenhorst

Wien - Bei 12.000 Punkten sollte der deutsche Dax zu Jahresende stehen, sagten Experten noch zu Jahresanfang. Dann wurde die Prognose auf 11.000 Punkte gesenkt - jetzt ist man froh, wenn die 9000er-Marke nicht auch noch fällt. Allem Katzenjammer zum Trotz sind die Aussichten - wegen des schwächeren Euro - aber nicht so schlecht: So hat die Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM), eine Tochter der Deutschen Bank, in ihrer aktuellen Prognose den Euro/Dollar-Kurs von 1,30 auf 1,20 Euro pro US-Dollar zurückgefahren. Experten in Alpbach sprachen zuletzt sogar von Kursen bis 1,18.

Ein warmer Sommerregen ...

Der schwächere Euro wirkt wie ein warmer Sommerregen für die Wirtschaft: "Wir wiederholen unseren positiven Ausblick für Aktien und dehnen ihn bis Ende 2014 aus", sagen die Experten von Swiss Life Asset Management. Die Euro-Perspektive und die Aussicht 2015 auf drei bis vier Prozent Wachstum der Weltwirtschaft stützen europäische Aktien, sind die Swiss-Life-Analysten sicher.

Der US-Dollar werde noch weiter nordwärts ziehen: "Wir sind überzeugt, dass die Aufwertungsphase anhält, insbesondere gegenüber dem Euro, Franken und Yen." Effizienzzuwächse auf Firmenebene und tiefe Refinanzierungskosten erlauben Gewinnzuwachsraten von fünf bis zehn Prozent in den USA: "Insofern können Aktien ähnlich zulegen, ohne Bewertungsverschlechterung."

Auch DeAWM-Chefstratege Gérard Piasko sieht wenig Wolken: "Die Erholung der Weltwirtschaft und auch der Ökonomie in Europa sollte sich in den nächsten Monaten beschleunigen." Er rät, breit zu diversifizieren und Aktien aus Industriestaaten zu bevorzugen.

Vor diesem Hintergrund ist das Schweizer Investmenthaus Swisscanto ebenfalls positiv für Europa gestimmt: "Das Übergewicht bei Europa-Aktien behalten wir bei, weil sich die europäischen Selbstheilungskräfte in Verbindung mit dem schwächeren Euro bald in guten Zahlen niederschlagen sollten. Eine derart starke Wachstumsdynamik, wie sie derzeit in den USA zu beobachten ist, wird es aber in Europa wohl auf Jahre hinaus kaum geben."

Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: "Die internationalen Aktienmärkte sind derzeit mindestens fair, wenn nicht sogar leicht überbewertet. In dieser Situation steigt die Anfälligkeit für zwischenzeitliche Konsolidierungen", sind sich die Schweizer Strategen sicher.

... und Unwettergefahr

Lisa Myers von Templeton Global Equity setzt ebenfalls auf Europa: "Spannend finden wir Europa deshalb, weil bei europäischen Aktien eine Erholung der Unternehmenserträge, wie sie in den USA zu beobachten war, noch aussteht." Chris Iggo von AXA Investment Managers betrachtet die Lage sportlich. Die Situation an den Märkten sei vergleichbar mit der eines Fans von Manchester United: "Nach 26 Jahren voller Titelgewinne ist man einfach verwöhnt. Die Investoren sind durch Quantitative Easing und die Abschaffung der Kosten für den Kauf von Risiko ebenfalls verwöhnt." (Reinhard Krémer, DER STANDARD, 10.10.2014)