Weniger als ein Fünftel der Väter bezieht Kinderbetreuungsgeld. Papamonat und mehr Elternteilzeit sind für KMUs ein rotes Tuch.

Foto: Lukas Beck, Quintessenz GmbH

Die Karenz für seine Söhne hat er nie bereut, an die rüden Reaktionen seines Umfelds kann er sich aber noch bestens erinnern. "Wo kommen ma denn da hin? Bei mir wärst sofort hochkant rausgeflogen", ließ den Obersteirer ein gestandener Fohnsdorfer Unternehmer wissen. Andere drängten ihn gleich einmal ins Zuhältereck, erzählt der 40-Jährige, der in der Erwachsenenbildung tätig ist: Seine arme Frau lasse er schuften, während er bei den zwei Kindern daheim eine ruhige Kugel schiebe.

Jeweils ein Jahr blieb er bei ihnen, was sein eigener Arbeitgeber unterstützte. Doch im Weltbild vieler Unternehmer und Jugendlicher seiner Region, resümiert der Ausbildner, hätten Männer als Hüter der Kinder wenig verloren.

Weniger als ein Fünftel

In Österreich bezieht nicht einmal jeder fünfte Vater Kinderbetreuungsgeld, wobei ihre Auszeit nur selten zwei, drei Monate übersteigt. Appelle der Politik zu mehr Mut an der Männerfront verhallen vor allem in der Privatwirtschaft sang- und klanglos. Schon der Papamonat ist dort ein rotes Tuch.

"Vorreiter gehören vor den Vorhang, aber niemand kann erwarten, dass alle von heute auf morgen in die gleiche Richtung marschieren", sagt Rolf Gleißner, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Wirtschaftskammer. Schwer zu schaffen mache Nachwuchs vor allem Kleinbetrieben, mit oft nur einer Handvoll Mitarbeiter, die Ersatzpersonal einstellen und schulen müssten. "Für viele kommt der Wunsch von Vätern nach Karenz halt überraschender." Wobei das Problem schon davor beginne: mit schwangeren Frauen, die beschäftigt bleiben müssen, aber aus gesundheitlichen Gründen ihren bisherigen Tätigkeiten nicht mehr nachgehen dürfen. "Ein echtes Dilemma für kleine Unternehmen."

Urlaub statt Papamonat

Gegen einen Papamonat in der Privatwirtschaft spricht aus Sicht der Wirtschaftskammer, dass Österreich genug andere Instrumente für Auszeiten biete, von Urlaub bis Elternteilzeit. Rechtsanspruch auf Letztere besteht nur in Betrieben ab 21 Mitarbeitern.

Diesen auf kleinere Unternehmen auszudehnen, wie es die Arbeiterkammer will, lehnt die Wirtschaft scharf ab. Was primär am damit verbundenen starken Kündigungsschutz liegt. Gleißner: "Elternteilzeit ist für Unternehmen noch schwerer zu organisieren als die Karenz."

Rotes Tuch

Die Linie der Industriellenvereinigung angesichts mehr Gleichberechtigung auf Wickeltisch und Spielplatz weicht davon naturgemäß wenig ab. Das Gesamtpaket muss stimmen, und es darf nicht mehr kosten, stellt ihr Bereichsleiter für Bildung und Gesellschaft, Christian Friesl, angesprochen auf Papamonat und Teilzeit, klar. Ein Umdenken betreffe aber alle Ebenen: "Ein Stück Mut müssen die Männer auch selbst mitbringen."

Geld ist nicht alles

Daniel Marwan, Chef und Gründer des Personalberaters ePunkt, hat für die Angst der Betriebe vor Vätern in Karenz kein Verständnis. Fünf Monate blieb er im Vorjahr selbst bei seinem Kind, manches lief bei seinem 90-Mitarbeiter-Unternehmen während dieser Zeit sogar besser, räumt er locker ein. "Meine eigenen Perspektiven hat es verändert.

Geld und Karriere sind nicht alles im Leben." Dass ihm etliche Männer in die Auszeit folgten, liege an flexiblen Arbeitszeitmodellen: ePunkt ermöglicht Vier-Tage-Wochen und Zehn-Monats-Jahre. Damit könne er erfahrene Leute halten und holen.

Frage der Prioritäten

Dass Männerauszeiten Firmen überfordern, quittiert Marwan mit Kopfschütteln: Sie kämen ja auch mit Frauen in Karenz zurecht, mit unerwarteten Krankheiten bis hin zum Herzinfarkt. "Was soll an Väterkarenzen nicht planbar sein?"

Klar seien diese - wie vieles andere - aufwändig und nicht immer friktionsfrei. "Es ist halt die Frage, welche Prioritäten ich setze." Marwan hält es für wichtig, seinen Leuten zu vermitteln: Sie können bei ihren Kindern bleiben, wenn sie es wollen. Er selbst sei dankbar für die Monate daheim. Nachsatz mit Schmunzeln: "Mitunter ist man dann ja auch wieder ganz froh, im Büro zu sein." (Verena Kainrath, DER STANDARD, 10.10.2014)