Sotschi - An eine Rückkehr zur Normalität ist noch längst nicht zu denken, der Horrorcrash von Jules Bianchi lähmt die gesamte Formel 1 auch vor ihrer Premiere in Russland. "Alles was wir derzeit tun, scheint unwichtig", sagte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn nach der Ankunft in Sotschi. "Wir sind immer noch geschockt, und es ist nicht möglich, einfach zum Tagesgeschäft überzugehen."

Während die Teams in der Olympiastadt am Schwarzen Meer mit den Aufbauarbeiten für das Rennen (Sonntag, 13 Uhr) beschäftigt sind, kämpft der 25 Jahre alte Bianchi in Japan weiter um sein Leben. Der französische Marussia-Pilot war am vergangenen Sonntag in Suzuka auf regennasser Piste von der Strecke abgekommen und mit seinem Boliden unter ein Abschleppfahrzeug gerast. Dabei hatte er schwere Kopfverletzungen erlitten und musste operiert werden.

Die Fahrerkollegen werden Bianchi beim Rennen mit besonderen Aufklebern eine spezielle Grußbotschaft senden. Sein Landsmann Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) gab die Sticker in Auftrag und verteilte sie schon im Fahrerlager, damit sie am Wochenende an möglichst vielen Fahrzeugen oder Helmen zu sehen sind. "Alle mit Jules #17" ist darauf zu lesen.

"Das Team ist in Sotschi, alle unsere Gedanken bleiben in Suzuka", twitterte die Scuderia Ferrari, deren Nachwuchsprogramm Bianchi angehört. McLaren schrieb: "Die Formel-1-Gemeinde kommt traurig in Sotschi an. Jules, wir alle denken an dich." Und der französische Lotus-Pilot Romain Grosjean fasste zusammen: "Das Warten ist hart."

Was diagnostiziert wurde

Doch es sieht danach aus, als sei weiter viel Geduld gefragt. Als "kritisch, aber stabil" wurde Bianchis Zustand zuletzt kommuniziert. Im Mie General Krankenhaus von Yokkaichi wurden Bianchi sogenannte diffus axonale Verletzungen diagnostiziert. Dabei handelt es sich um Blessuren, deren Ausmaß nicht genau ersichtlich ist. Konkretere Informationen gab es bislang nicht.

Der WM-Führende Lewis Hamilton meinte rückblickend auf seinen Sieg in Suzuka, dass dieses Ergebnis "nicht mehr relevant zu sein" scheint. Sotschi ist das viertletzte Rennen der Saison, Hamilton (266) hat zehn Punkte Vorsprung auf seinen Mercedes-Kollegen Nico Rosberg. Der Kampf um den Titel geht in die entscheidende Phase. (sid, red, DER STANDARDm 10.10.2014)