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Herrenrunde in Auflösung: Jaap Huijskes (li.) flieht 2016, General Gerhard Roiss muss Mitte 2015 weg, Vorstand Hans-Peter Floren (re.) Ende 2014. Vize David C. Davies und Manfred Leitner (re.) bleiben.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Ein Abgang Ende Dezember war dem Aufsichtsratspräsidium der OMV dann doch zu bald. Also verständigte sich das sechsköpfige Gremium für den vorzeitigen Austritt von OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss auf Mitte 2015. Das ist früher als noch vor einem Jahr geplant, als der Vorstandsvertrag des 62-jährigen Montanisten - nach intensivem Tauziehen der beiden Hauptaktionäre ÖIAG (31,5 Prozent) und Ipic (24,99 Prozent) - doch noch einmal um drei Jahre (bis 2017) angestückelt wurde. Statt um eines, wie es Ipic recht gewesen wäre.

Ein kleiner Trost bleibt dem in der OMV groß gewordenen Oberösterreicher: Sein 2012 unter der Prämisse "möglicher Nachfolger" engagierter Vorstandskollege Hans-Peter Floren muss ebenfalls weichen. Er hat die auf vielen, insbesondere geopolitischen Ebenen schiefgelaufene Gasstrategie (Stichwort Nabucco-Pipeline) zwar nicht (allein) verbockt, sich im Dauerkonflikt mit seinem Vorsitzenden aber aufgerieben, wie Eingeweihte berichten.

"Hätte er das eine Jahr, das ihm im Vorjahr angeboten wurde, genommen, wäre ihm die vorzeitige Ablöse erspart geblieben", ätzte ein Kapitalvertreter im OMV-Aufsichtsrat im Standard-Gespräch.

ÖIAG-Präsident am Zug

Fix im Sinne von rechtlich bindenden Beschlüssen sind beide Personalia noch nicht. Offiziell ist der OMV-Präsident, also ÖIAG-Chef Rudolf Kemler am Zug. Er hat den Auftrag, mit beiden Vorstandsdirektoren Vertragsauflösungsverhandlungen zu führen. Heißt angesichts des belasteten Verhältnisses der beiden: Die Rechtsanwälte verhandeln Modalitäten und finanzielle Ausgestaltung des Abschieds.

Ob die Personalia, die mangels Beschlüssen weder von OMV noch ÖIAG bestätigt wurden, bereits in der Aufsichtsratssitzung am Dienstag in trockene Tücher gepackt werden, hängt von den Verhandlungsfortschritten ab, beschreiben Insider. Warten kann die Nachbesetzung von Jaap Huijskes, dem für Exploration und Produktion zuständigen Vorstandsmitglied. Er stehe dem Konzern bis Mitte 2016 voll zur Verfügung, daher sei die Personalberaterauswahl nicht dringend.

Sehr dringend ist hingegen die Strategie, über dies sich OMV und ihre Eigentümer in die Haare gerieten. Für diese wurde Unternehmensberater McKinsey engagiert. Zur Debatte steht, ob die OMV eine Zukunft im Gas- und Strombereich hat. Der defizitäre Gashandel (EconGas) war mitverantwortlich dafür, dass sich der Gewinn im ersten Halbjahr halbierte. Im Hintergrund tobt außerdem Streit um die Kunststoffsparte Borealis, die sich Partner Ipic zur Gänze einverleiben will. Dagegen wehrte sich der OMV-Vorstand bis dato erfolgreich. Mit diesen Problemen wird sich Roiss' Nachfolger herumschlagen müssen. Als Interimschef wird Finanzvorstand David Davies genannt. (ung, stro, DER STANDARD, 10.10.2014)