Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg" lautet der erste Satz im Bildungskapitel des 79-seitigen schwarz-grünen Vorarlberger Koalitionsprogramms. Ob Bildung auch der Schlüssel zum Regierungserfolg ist, wird sich zeigen. Denn es ist jenes Thema, über das die neuen Partner gleich stolperten: die "Schulen der Zehn- bis 14-Jährigen", die "weiterentwickelt" werden sollten, da "eine spätere Bildungswegentscheidung für die Kinder von Vorteil" sei. Bis Mai 2015 werde ein "Vorschlag für einen regionalen Schulversuch 'Gemeinsame Schule'" entwickelt, und die Landesregierung "ersucht die Bundesregierung, diesen zu ermöglichen".

Dass Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) betonte, nicht "von heute auf morgen" umstellen zu wollen, war für Grünen-Chef Johannes Rauch, der sich das ganze Land oder den Ballungsraum Rheintal als Modellregion vorstellen kann, irritierend, gilt die gemeinsame Schule doch als Kernprojekt des Pakts, über den die Landesversammlung der Grünen Donnerstagabend abstimmte.

Fakt ist, dass die Vorarlberger für einen "regionalen Schulversuch", wie groß angelegt auch immer, die Genehmigung durch die Bildungsministerin (auf Antrag des Landesschulrats) brauchen - plus das Ja von zwei Drittel der betroffenen Lehrer und Eltern.

Schulversuche sind in Österreich seit 1962 im Schulorganisationsgesetz rechtlich verankert. Auf Standard-Anfrage hieß es im Bildungsressort: "Derzeit gibt es keine seitens des Ministeriums genehmigten Modellregionen."

Wie der Bund auf einen Antrag reagieren würde, ist offen. Derzeit wird in drei Kommissionen über Reformvorhaben nachgedacht: In einer davon diskutieren Experten von Bund und Ländern über Schulverwaltung, in einer anderen stimmen je vier Vertreter von Bund und Ländern die Positionen von SPÖ und ÖVP ab, und auch ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner lässt sich von einer Expertenrunde beraten. (koli, nim, DER STANDARD, 10.10.2014)