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Gartelgruber: "Es ist in der Biologie begründet, dass die Mutter zum kleinen Kind eine stärkere Bindung hat."

Foto: apa/fohringer

"Die Kinder brauchen die Mutter. Und die Mutter braucht die Kinder. Das ist eine ganz natürliche Sache, die mit sehr viel Arbeit verbunden ist", sagt FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber. Über Mutterschaft, Bindung und die Bundeshymne sprach sie anlässlich ihrer Wiederwahl als Vorsitzende der Initiative Freiheitliche Frauen mit derStandard.at.

derStandard.at: Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Männer bis 30 Jahren bei sämtlichen Wahlen vorzugsweise die FPÖ wählen, bei den Frauen in dieser Altersgruppe aber die SPÖ und die Grünen vorne liegen?

Gartelgruber: Auch Mädchen und junge Frauen wählen die FPÖ, in nominellen Zahlen sogar mehr als Grün. Aber ich weiß auch, dass wir bei den jungen Männern stärker sind. Es ist uns wichtig, Frauenthemen offen anzusprechen. Mit dem Burka-Verbot und unserer Position zur Bundeshymne gelingt uns das auch.

derStandard.at: Warum aber wählen wesentlich weniger Frauen als Männer die FPÖ?

Gartelgruber: Ich glaube, dass das auch am Transport der Argumente liegt. Frauen sprechen eine andere Sprache. Und ich merke es auch persönlich, wie schwierig es ist, als FPÖ-Politikerin aufzutreten, denn man wird sofort angefeindet, wenn man die Dinge so ausspricht, wie sie sind. Einer FPÖ-Politikerin weht ein rauer Wind entgegen. Daher ist es für mich sehr wichtig, dass wir mehr Frauen in die Politik bringen.

derStandard.at: Und wie halten Sie dem "rauen Wind" stand?

Gartelgruber: Mit einem gesunden Selbstbewusstsein und dem Wissen, dass man die richtigen Themen vertritt.

derStandard.at: Sie haben angekündigt, sich stärker im Parlament einbringen zu wollen, etwa mit Anträgen zu Frauenthemen. Eine Vorarbeit der FPÖ-Frauen in Hinblick auf die Nationalratswahl?

Gartelgruber: Wir möchten verstärkt Anträge im Bund und in den Ländern einbringen und uns mit Frauen in den Ländern besser vernetzen. Wir möchten diese Frauen besser sichtbar machen. Sie kommen oft auch wegen der mangelnden medialen Berichterstattung nicht in der Öffentlichkeit vor.

derStandard.at: Die SPÖ wird ein Schiedsgericht zur Causa Ablinger einberufen. Wie sehen Sie dieses Thema?

Gartelgruber: Das muss die SPÖ mit sich selbst ausmachen. Wenn ich zu meinem Bundesparteiobmann komme, um mit ihm Frauenthemen zu besprechen, hat er immer ein offenes Ohr. Von Bundeskanzler Faymann habe ich ein offizielles Statement zur Causa Ablinger vermisst. Bedrückend ist, dass die Frauenministerin in den eigenen Gremien gegen die Frau und gegen die Quote gestimmt hat. Da sieht man, wie absurd die Sache mit der Quote ist.

derStandard.at: Ihr Bundesparteiobmann hat gesagt, mehrere Kinder zu haben sei ein Vollzeitjob. Ab wie vielen Kindern kann man von einem Vollzeitjob sprechen?

Gartelgruber: Egal ob man eines, zwei oder drei Kinder hat, man hat immer viel Arbeit. Ich habe selbst drei Kinder und weiß, wovon ich spreche. Ich glaube, gerade in der ersten Zeit ist es wichtig, die Zeit mit dem Kind zu verbringen. Die Kinder brauchen die Mutter. Und die Mutter braucht die Kinder. Das ist eine ganz natürliche Sache, die mit sehr viel Arbeit verbunden ist. Es wird immer schwieriger, Beruf und Kinder miteinander zu vereinen. Junge Frauen sehen, wie sich ihre Mütter abgestrampelt haben, und wollen das heute so nicht mehr. Es braucht entsprechende Rahmenbedingungen.

derStandard.at: Strache hat gesagt, die Vollzeitmutterschaft geht mit Entbehrungen einher. Ist das eine zeitgemäße Ansicht?

Gartelgruber: Mir geht es darum, dass man nach der Kinderpause Unterstützung für den Wiedereinstieg bekommt.

derStandard.at: Sie sagten, Kinder brauchen die Mutter. Kann nicht auch der Vater diese Rolle einnehmen?

Gartelgruber: Selbstverständlich. Ich erlebe junge Väter, die eine sehr starke Bindung zu ihren Kindern haben. Tatsache ist aber, wenn man nicht eine ständige Bezugsperson hat, gerade im Alter von null bis drei Jahren, geht das Urvertrauen der Kinder verloren. Es ist in der Biologie begründet, dass die Mutter zum kleinen Kind eine stärkere Bindung hat. Hinzu kommt, dass Männer mehr verdienen als Frauen, deshalb ist es für Frauen eher möglich, sich eine Zeit lang vom Beruf zurückzuziehen. Frauen möchten ja auch zu Hause bleiben, deshalb ist die längste Variante des Kinderbetreuungsgeldes wichtig.

derStandard.at: Warum ist der Grund für die angeblich stärkere Bindung der Frau zum Kind in der Biologie zu suchen?

Gartelgruber: Das Kind wächst in der Mutter. Die Kinder suchen die Mutter. Auch die Bindung der Mutter zum Kind ist anders als die des Vaters. Der Vater ist eine wichtige Figur für das Kind. Aber gerade in der erste Zeit ist es biologisch erwiesen besser, wenn die Mutter für das Kind da ist.

derStandard.at: Wie lange soll das der Fall sein?

Gartelgruber: Das kommt auf das Kind und auf die Mutter an.

derStandard.at: Circa?

Gartelgruber: Es gibt Kinder, die schon sehr früh Selbstständigkeit entwickeln. Aber es gibt Kinder, die es mit drei Jahren kaum schaffen, in den Kindergarten zu gehen, weil sie so eine starke Bindung zur Mutter haben.

derStandard.at: Sie sprechen sich für eine bessere Vereinbarkeit von Kind und Beruf aus. Sollen die Kindergärten länger offen halten?

Gartelgruber: Zuerst müssen Eltern und Politik den Kindergärtnerinnen die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen. Auf sie wird immer mehr Verantwortung abgeschoben. Bevor man über flexiblere Öffnungszeiten spricht, müssen die Rahmenbedingungen für Kindergärtnerinnen verbessert werden.

derStandard.at: Strache sprach das Problem der Alleinerzieherin im Handel an. Wäre nicht ein Rund-um-die-Uhr-Kindergarten sinnvoll?

Gartelgruber: Es müssen Bedarfserhebungen gemacht werden, den Ball muss ich an die Länder spielen. Ich bin gegen einen Rund-um-die-Uhr-Kindergarten. Ich habe Dokumentationen aus den USA und Deutschland gesehen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, ein Kombinationsmodell mit Tagesmüttern zu schaffen.

derStandard.at: Die Bundeshymne wollen Sie wieder umtexten?

Gartelgruber: Ja, selbstverständlich. Die Umtextung wurde von ein paar eigennützigen Frauen initiiert. Man sieht, dass das in den Köpfen der Frauen nicht angekommen ist. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 8.10.2014)