Dass zwei Wahlwienerinnen 2013 beim Musikfestival Sharq Taronalari im usbekischen Samarkand den dritten Platz belegten, ist keine weltbewegende Nachricht. Dass es sich mit Jelena Poprzan und Rina Kaçinari um eine gebürtige Serbin aus der Vojvodina und eine Albanerin aus dem Kosovo handelte, die sich u. a. im Stück YO.DL des in Richtung Fünf-Achtel-Takt gedeuteten alpinen Silbengesangs befleißigten, dürfte im fernen Zentralasien zwar keinen Conchita-Wurst-Effekt gezeitigt haben, aber doch manches Mozartkugellandklischeebild erschüttert haben.

"Wie müssen die Usbeken gestaunt haben", schreibt die niederösterreichische Schriftstellerin Cornelia Travnicek im Booklet zur CD II, die heute im Radiokulturhaus präsentiert wird. Das 2009 gegründete Duo Catch-Pop String-Strong hat Staub aufgewirbelt. Dank zweier frecher Frauen vom Balkan, die nonchalanter Stilwilderei frönen. Aphorismen von Karl Kraus und Johann Nestroy werden im Rahmen des neuen Werks ebenso vertont wie ein Text der New Yorkerin Gay Giordano, die Musik switcht zwischen Songs, Kammerfolk und Blues. Stimmlich lehnen sich die ausgebildete Viola-Spielerin Poprzan und die Cellistin Kaçinari weiter hinaus als bisher - nicht alles überzeugt, zaubert aber auch dem Mitteleuropäer immer wieder ein verblüfftes usbekisches Schmunzeln ins Gesicht. (felb, DER STANDARD, 7.10.2014)