Salzburg - Die Salzburger Landeskliniken haben am Montag am späten Nachmittag erstmals den bestehenden Notfallplan für einen Ebola-Verdachtsfall aktiviert. Ein junger Flüchtling aus Liberia war im Flachgau aufgegriffen worden, und da Liberia ein von Ebola betroffenes Gebiet ist, wurde er umgehend zur Abklärung in die Landeskliniken eingeliefert, so Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP).

"Es ist absolut noch zu früh, von einem Verdachtsfall zu sprechen. Dazu muss der Patient erst auf mögliche Symptome hin untersucht werden. Dennoch ist der Notfallplan vorsorglich aktiviert worden. Der Fall wird wie ein Verdachtsfall abgehandelt." Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Flüchtling um einen Ebola-Patienten handelt, sei zwar gering, dennoch seien die Maßnahmen ergriffen worden, um optimal vorbereitet zu sein. "Der Krisenstab hat sich innerhalb kürzester Zeit eingefunden und wird die weiteren Schritte beraten, die sich aus der Erstuntersuchung des Patienten ergeben", so Stöckl am Montagabend.

Am Dienstag standen die Zeichen leicht auf Entwarnung. Bei dem Jugendlichen sei eine geringfügig erhöhte Körpertemperatur von 37,5 Grad festgestellt worden, ansonsten gebe es aber keinerlei Hinweise, dass er an Ebola erkrankt sei, hieß es seitens der Stadt Salzburg. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) rechnet damit, dass bis Dienstagabend Klarheit herrschen wird. Dies sagte sie am Dienstag vor dem Ministerrat. Österreich sei jedenfalls "sehr gut gerüstet", versicherte sie. Generell sei Österreich auf alle Eventualitäten vorbereitet, so Oberhauser weiter. Es gebe minutiöse Pläne für Isolation und Behandlung allfälliger Ebola-Patienten und das Personal sei gut geschult.

Angeblich Familie gestorben

Der Flüchtling hat in einer ersten Befragung angegeben, dass vor zwei Monaten seine gesamte Familie in Liberia an Ebola erkrankt und verstorben sei. Das teilte das Informationszentrum (Info-Z) der Stadt Salzburg am Montagabend mit.

Er habe seine Verwandten bis zuletzt gepflegt und nach deren Tod beerdigt, erzählte der junge Mann laut Info-Z. Aus Angst, selbst zu erkranken, habe er die Flucht Richtung Europa angetreten, das er nach Stationen in Ghana und der Elfenbeinküste von Sierra Leone aus auf dem Seeweg erreichte. Wie lang diese Flucht dauerte und wie der Mann letztendlich bis nach Salzburg gelangte, war vorerst noch unklar.

Aufgrund der geschilderten Sachlage gelte der Flüchtling als Hochrisiko-Kontaktperson, der einem ebenso hohen Expositionsrisiko ausgesetzt war, hieß es in der Aussendung. "Wenngleich aus behördlicher Sicht derzeit die Wahrscheinlichkeit eines akuten Ebola-Ausbruchs eher gering (die Inkubationszeit für einen Ebola-Erkrankung ab dem Zeitpunkt der Infektion beträgt zwei bis 21 Tage) eingeschätzt wird, wurden alle Vorsichtsmaßnahmen gemäß Ebola-Alarmplan ausgelöst. Der junge Mann wird in einer Isolierstation beobachtet und darf diese auch nicht verlassen. Sämtliche Kontaktpersonen werden erfasst." (APA/red, derStandard.at, 6./7.10.2014)