Die Tage des alten Zollamts im dritten Wiener Gemeindebezirk sind gezählt. Doch bevor das 1975 erbaute Hochhaus den neuen Triiiple-Towers Platz macht, sollen künstlerische Zwischennutzungen wie die Ausstellung "Parallel Vienna" der einstigen Beamtenhochburg für eine kurze Zeit neues Leben einhauchen.

Durch die Erweiterung der EU und die Öffnung der Grenzen verlor das ehemalige Wiener Zollamt in der Schnirchgasse 9 seine Funktion.

Michael Hierner

Zahlreiche leerstehende Räume wurden nun im Rahmen der von der "Wiener Art Foundation" organisierten fünftägigen Kunstmesse "Parallel Vienna" bespielt. Der Besuch erlaubte auch einen tiefen Einblick in die Architektur der 70er-Jahre.

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Die Qualität der ausgestellten Kunstobjekte variierte stark und setzte neben bewussten Provokationen oft auch auf den Überraschungseffekt. So entpuppte sich etwa der rote Ferrari des österreichischen Künstlers Hannes Langeder als gut getarntes Fahrrad. Für ihn ist sein "Fahrradi Farfalla FFX" ein Symbol der Langsamkeit.

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Mit Wasser arbeitete der Künstler Cut and Scrape in seiner Installation "Apotropaic Clouds". Seine schwarze Wolke musste allerdings erst repariert werden, bevor sie zu regnen begann.

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Die teils sehr dunklen Räume boten ein ideales Umfeld für beleuchtete Kunstobjekte wie Olivier Hölzl Livils "Father’s Footsteps". Das fünf mal zwei Meter große Bild wurde aus schwarzem und weißem Papier ausgeschnitten und blau beleuchtet.

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Insgesamt beteiligten sich 300 nationale und internationale Künstler sowie etwa 50 Galerien und Kunstinitiativen an der von der "Wiener Art Foundation" organisierten Ausstellung.

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Eine begehbare Skulptur zeigte Matthew Lenkiewicz. Für seine sphärische Kuppelkonstruktion aus CNC gefrästem Birkenholz nahm er bewusst Anleihen bei gotischer Architektur.

Michael Hierner

"Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen hinterher" stand an der Wand eines Kunstraums, in dem auch das Bild eines fliegenfressenden Frosches zu sehen war. Der Clou: Er bestand aus tausenden toten Fliegen, die von den Künstlern Alex Kiessling & Stylianos Schicho an die Wand geklebt wurden.

Michael Hierner

In einem weiteren Raum wurde dessen Form mit Papier neu definiert. Lichteffekte und Geräusche erzeugten beim Durchschreiten verschiedene Empfindungen und Eindrücke beim Betrachter.

Michael Hierner

Doch auch die Erotik und das Thema "Sexualität" kamen nicht zu kurz. So formte Diana Orgovanyi eine erotische Skulptur aus Alteisen und Manfred Unger überzog in seinem Werk "Fuck Nemo" den gleichnamigen Fisch aus den Pixar-Filmen mit schwarzem Latex.

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Sex Sells. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass eines der ersten verkauften Bilder der Galerie Apartment Draschan ein Bild von Kai Teichert mit drei männlichen Geschlechtsteilen war.

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Einige Künstler befassten sich auch mit den Räumlichkeiten an sich und veränderten diese in einer oft unumkehrbaren Art und Weise. So ließ Martin Roth in einem der ehemaligen Büros der Zollbeamten Gras durch den Teppich wachsen.

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In anderen Zimmern blockierten die Kunstinstallationen bewusst den Durchgang zwischen zwei Räumen und sorgten so dafür, dass die Besucher nicht nur die Wände in Augenhöhe, sondern auch den Boden beachten mussten.

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Die Ausstellung bespielte insgesamt fünf Stockwerke des alten Zollamts, doch die Neugierde so mancher Besucher führte sie auch in andere Teile des Gebäudes. Und so beendeten einige die Kunstausstellung mit einem Blick aus dem 17. Stock auf die malerische Skyline Wiens.

www.parallelvienna.com

(Michael Hierner, derStandard.at, 6.10.2014)

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