Wie sieht so eine Transition eigentlich aus? Die (hoffentlich wieder wenig überraschende) Antwort lautet zunächst: sehr unterschiedlich. Denn Transitioning, so wie ich den Begriff verstehe und verwende, bezeichnet ja den Weg von einem Geschlecht in ein anderes. Und welcher Weg da genau eingeschlagen wird, aus welcher Kombination von Schritten er besteht und was eigentlich genau das Ziel ist, ist so individuell wie jede andere Reise auch.

Einige machen einiges nicht

Es gibt dabei jedoch einige "klassische" Schritte, mit denen die meisten Transitioning verbinden und die auch tatsächlich Bestandteil des Weges vieler Trans*Menschen sind. Dazu gehören etwa das Coming-out, die Hormontherapie, diverse OPs, die Vornamensänderung etc. Leider herrscht auch die Meinung vor, dass deren "erfolgreiche Absolvierung" eine notwendige Bedingung darstellt, die erfüllt sein muss, um im anderen Geschlecht erst wirklich "angekommen" zu sein. Als wär's ein Videospiel, dessen Quellcode verschollen ist und das deshalb nicht umgeschrieben werden kann.

"Was, du willst eine Frau sein, aber die OP unten rum lässt du nicht machen? Dann bist du doch gar keine Frau!", heißt es dann. Und wer jene sozialen, medizinischen und rechtlichen Maßnahmen erst gar nicht anstrebt, dem oder der wird oft abgesprochen, überhaupt trans* zu sein . "Also du fühlst dich wie ein Mann, willst aber deine Hormone so lassen, wie sie sind. Das hört sich mehr als widersprüchlich an!", meinen dann einige.

Fakt ist: Es gibt auch Trans*Leute, die keine OPs anstreben, die keine Hormone brauchen und wollen, die ihren Geschlechtseintrag im Geburtenbuch und auch ihren Vornamen nicht ändern lassen, die vielleicht nie ihr Coming-out haben – und dennoch genauso Anspruch auf ihre Identität haben wie jede andere Person auch.

Foto: Mike

Jump and Run in Real Life

Viele aber haben auch gar nicht erst die Möglichkeit, jene Maßnahmen in Anspruch zu nehmen. Hierzulande ist die Lage für Trans*Leute vergleichsweise noch richtig gut – dennoch ist auch hier die ganze Sache ein zeit- und kostspieliger Hürdenlauf, und fühlt sich auch tatsächlich ein bisschen an wie ein Closed-Source-Videospiel, das vor allem viel Geduld fordert.

Alle medizinischen und rechtlichen Maßnahmen etwa erfordern zunächst die Stellungsnahme einer Fachperson aus dem Bereich Psychotherapie, Psychologie und/oder Psychiatrie, welche erst nach einer gewissen Zeit verfasst werden kann. Demnach beginnt für viele der erste "offizielle" Schritt entweder mit dem Coming-out oder eben der ersten Therapiestunde. Für einige ist die Therapie dabei wirklich eine Hilfestellung, die sie gern in Anspruch nehmen. Andere wiederum empfinden sie als unnötig und sitzen quasi nur ihre notwendigen Stunden ab.

Wenn dann endlich das "Okay" von diversen fachlichen Seiten in Form von schriftlichen Gutachten kommt, wird klassischerweise mit der Hormontherapie begonnen. Das heißt, falls dem auch aus endokrinologischer Sicht nichts im Wege steht. Die erste Ladung Hormone ist also für viele der erste große Schritt und ein wahrer Grund zum Feiern. War auch bei mir so.

Klar, besonders nach dem Überwinden sämtlicher bürokratischer Hürden, dem Hin- und Herlaufen, um alles Notwendige zusammenzubekommen, der Wartezeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, ist es noch viel unglaublicher, es tatsächlich bis dahin "geschafft" zu haben. Wer Operationen anstrebt, hat oft mit einer noch längeren Wartezeit zu rechnen. Meist werden diese frühestens nach einem Jahr Hormontherapie bewilligt. Und erfordern natürlich wieder jeweilige Gutachten.

Dieses nette Indie-Game, das von einer Trans*Frau entwickelt wurde, gibt einen guten Einblick in so einen Hürdenlauf, nämlich in einen Teil ihres Weges der Transition. In dem Sinne nur noch: Jump, run, and enjoy! (Mike, dieStandard.at, 6.10.2014)