Yasmo (Rapperin, studiert seit 2008):

Studieren war toll. Ich habe viel über mein Fach, aber auch über mich selbst gelernt. Ich bin nebenbei aufgetreten und konnte mein Wissen auf Beruf und Studium anwenden. Am meisten erinnert mich der Starbucks am Michaelerplatz an diese Zeit.

Ich hasse Starbucks eigentlich, aber er ist direkt beim Institut der Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Ich habe mir immer einen "coffee of the week" geholt - eine grausige Brühe, die an Kaffee erinnern soll - und mich rausgesetzt. Im Winter auf eine Bank bei den Fiakern, denn ich rauche, und das geht bei Starbucks nicht. In diesen Pausen habe ich nachgedacht oder Touristen beobachtet. Wenn ich jetzt den Geruch von Pferdeäpfeln wahrnehme oder zu Starbucks gehe, denke ich daran.

Corn

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Viktoria Spielmann (ÖH-Vorsitzende, studiert seit 2007):

Ich musste mein Leben durch Arbeit finanzieren, da ich keine Beihilfen bekommen habe. Darum hatte ich das Gefühl, zwischen Arbeit und Studium zerrissen zu sein. Diesen Spagat zu schaffen ist nicht einfach. Am stärksten verbinde ich den zubetonierten Vorplatz der Geisteswissenschaftlichen Fakultät in Innsbruck mit dem Studium.

Die "GeiWi" stand für mich für Freiheit, im "Orchideenfach" Vergleichende Literaturwissenschaft habe ich verstehen gelernt, was der Begriff "Kritik" überhaupt bedeutet. Ich habe es als Revolution empfunden, frei Lehrveranstaltungen zu wählen. Das war wohl meine beste Zeit.

APA/Fohringer

Boicut (Künstler, studierte 2007 bis 2010):

Es war die beste Entscheidung, mein Leben umzukrempeln, meinen langweiligen Job zu kündigen, um nochmals zu studieren. Es war eine intensive Zeit, in der ich neben fachlichem Wissen auch fürs Leben gelernt habe, etwa, dass man sich Grenzen meist selbst steckt. Wenn man etwas gerne und mit aller Energie macht, wird man auch damit Erfolg haben. Dafür steht mein improvisiertes Homestudio. Ich habe Grafikdesign studiert, und es hat mich so begeistert, dass ich mir nichts Besseres vorstellen konnte, als mich auch in meiner Freizeit so viel wie möglich mit Gestalten und Zeichen und allem, was noch dazugehört, zu beschäftigen.

Mein Studio war ein Spielplatz, wo ich davon geträumt habe, wie es einmal mit einem richtigen, eigenen Atelier sein wird. Ich habe erstmals die Leidenschaft für etwas entdeckt. Ich habe meine Zukunft gesehen, zu träumen begonnen und erkannt, wie wichtig es ist, das Kind im Kopf am Leben zu halten.

Boicut

Mieze Medusa (Poetry-Slammerin, studierte 1994 bis 2001):

Ich bin als Einzige meiner Klasse nach Innsbruck gegangen und habe kaum jemanden gekannt. Im Heim, in dem ich war, wohnten viele Erasmusstudenten. Ich war außerordentlich heiß darauf, Englisch zu reden, und konnte so meine "Oral Practice"-Prüfung fürs Anglistik/Amerikanistik-Studium mit wenig Lernen und guter Note bestehen. Symbolisch für meine Studienzeit sind das Prometheus und "DJ Kaffee & Kuchen" im Bierstindl. In der Zeit wurden gerade die harten Gitarren von elektronischen Sounds abgelöst.

Wir haben also zu "Firestarter" von Prodigy getanzt und beim DJ Kaffee unsere Art von Urbanität erprobt. Das Bierstindl ist ein Herzensort von mir, ich hatte dort meine erste Lesung, dort hat Markus Köhle den dienstältesten Poetry Slam Österreichs gegründet.

Hendrich

Harald Mahrer (Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, studierte 1991 bis 1998):

Ich hatte eine lebendige und ereignisreiche Studienzeit. Die aktive Zeit in der Studierendenvertretung hat für die Extraportion Buntheit in meinem Studienalltag gesorgt - besonders die zwei Jahre als ÖH-Vorsitzender an der WU. Die Aula der alten Wirtschaftsuni war der Begegnungsraum schlechthin.

Sie war sozialer Treffpunkt, Netzwerkzentrum, Pausenraum, Veranstaltungszentrum und natürlich die Heimat der Kaffeeautomaten. Reden und Kaffeetrinken war fast ein tägliches Ritual. Egal ob es um Wirtschaft, Politik, die nächste Prüfung oder die Karrierepläne gegangen ist - man konnte sich dort über alles informieren.

Fischer

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Angelika Mlinar (Europaparlamentarierin der Neos, studierte von 1988 bis 1993):

Meine Studienzeit war mühsam, aber mein Ticket in die persönliche und berufliche Freiheit. Mein Masterprogramm in den USA hat dem Ganzen den Feinschliff gegeben.

Am stärksten mit meiner Studienzeit verbinde ich die Mensa der Uni Salzburg und später mein Büro als Studienassistentin. Diese Orte dienten als Treffpunkt mit Kolleginnen und Kollegen, oft auch zur "Strategieberatung" in Sachen Prüfungen und Vorlesungen und natürlich als Arbeitsplatz. Die Mensa war eine Anlaufstelle, wo meistens der Großteil der Fragen beantwortet werden konnte und die Gesellschaft immer angenehm war.

APA/Fohringer

Daniel Glattauer (Autor, studierte 1979 bis 1985):

Das Studium selbst habe ich wenig gespürt, erst zum Schluss. Ich habe mich zigmal verliebt, meine erste längere Beziehung gelebt, viel Zeit mit Gitarrespielen verbracht, Kurzgeschichten und Lieder geschrieben und als Kellner die Arbeitswelt kennengelernt.

Zu der Zeit fällt mir ein Wirtshaus in der Garnisongasse ein, schräg unterhalb vom damaligen Institut für Erziehungswissenschaften. Ich habe geröstete Knödel mit Ei gegessen und roten Glühwein getrunken, die Kombination war prägend. Ich war im Kreise einiger Kollegen, ihre Gesichter habe ich noch vor mir.

Wir haben uns "Gott und die Welt" erklärt, es gab anregende, tiefgründige und für mich bedeutungsvolle Gespräche, nicht nur über unser Pädagogikstudium, sondern übers Leben. Wir haben die Zeit zwischen Seminaren verkürzt oder sind nach der letzten Lehrveranstaltung dorthin gepilgert. Danach hat unser Gewand nach Küche und Zigarettendunst gestunken, aber das war uns egal.

Plötzlich war ich mit dem Studium fertig - und fragte mich: Was jetzt eigentlich? Diese Frage taucht mehrmals im Leben auf.

Corn

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Dominique Meyer (Staatsoperndirektor, studierte 1973 bis 1980):

Der Ort, der sich mir am meisten eingeprägt hat, ist die Pariser U-Bahn, weil ich täglich zwei Stunden hin und zwei Stunden retour fahren musste.

Aber ich mochte meinen Studienort sehr: ein ganz neues Universitätsgebäude in einem Pariser Vorort. Dort habe ich später auch selbst Vorlesungen gehalten - witzigerweise waren unter meinen Studenten auch ehemalige Kommilitonen. Meine Studienzeit war eine glückliche, ich hatte gute Lehrer. Zwei Professoren waren wie Wegweiser für mein Leben.

Reuters/Bader

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Gabriele Kucsko-Stadlmayer (Sprecherin der Senatsvorsitzenden der Uni Wien, studierte 1973 bis 1977):

Ein Ort, den ich mit meiner Studentenzeit verbinde, ist der Arkadenhof der Universität Wien, das Herzstück der Uni, damals zwischen Juristen- und Philosophentrakt. Er war ein beliebter Treffpunkt zum Lernen, Diskutieren und Philosophieren: ein Symbol für die Offenheit des akademischen Lebens und für die Freiheit, die man an der Universität genießt.

Nach dem regulierten Tagesablauf der Schulzeit war es schön, aus reinem Interesse zu studieren, aus Neugier auch fachfremde Vorlesungen zu besuchen, neue Menschen kennenzulernen und hochfliegende Zukunftspläne zu schmieden. Dazu Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit, eine Beschäftigung als "wissenschaftliche Hilfskraft", aber auch unzählige Besuche in Theater, Oper, Konzert und Kaffeehaus.

APA/Neubauer

Heinrich Schmidinger (Präsident der Uniko, studierte 1972 bis 1980):

Ich habe an der Päpstlichen Universität Gregoriana sieben Jahre lang studiert. Rom verbinde ich mit Studieren. Ich habe dort gelebt, Philosophie und Theologie studiert. Zu meiner Zeit gab es an der Gregoriana Anwesenheitspflicht bei den Lehrveranstaltungen.

Meine Studienzeit habe ich als eine überaus anregende Zeit in Erinnerung. Nie vorher und nie nachher habe ich so viel gelernt, begriffen und erlebt. Theologie an einer kirchlichen Universität zu studieren ist wohl Symbolik genug. Zusätzlich bin ich in Rom eine Art Römer geworden. (Oona Kroisleitner, DER STANDARD, 2.10.2014)

Cremer