Belfast/Santa Cruz - Raubkatzen benötigen viel mehr Energie zum Aufspüren von Beutetieren als für die eigentliche Jagd. Das zeigen zwei Studien zu Geparden und Pumas, die jetzt im US-Fachjournal "Science" veröffentlicht wurden. Im Vergleich zur oft langwierigen Suche nehme das kraftraubende Reißen der Beute nur eine sehr kurze Zeit und dadurch insgesamt weitaus weniger Energie in Anspruch.

Foto: Michael G. L. Mills

Vor dem Hintergrund des dramatischen Bestandsrückgangs der Tiere ist die Erforschung ihres Energiehaushaltes in der freien Wildbahn durchaus relevant: Existierten um 1900 schätzungsweise noch 100.000 Geparde, sind es heute nur noch etwa 10.000.

Beraubte Räuber

Dass andere Räuber wie Löwen oder Hyänen den Geparden gelegentlich ihre Beute abjagen, dürfte ein geringeres Problem sein, als bislang angenommen, berichtet das Team um David Scantlebury von der Königlichen Universität im nordirischen Belfast. Um den Energiehaushalt und die Fortpflanzung der Tiere zu gefährden, müssten sie langfristig mindestens die Hälfte ihrer Beute an andere Raubtiere verlieren. Für ein solches Ausmaß fanden die Forscher zumindest in ihrer Studie keine Hinweise - ihren Beobachtungen nach lag die Verlustrate zwischen neun und 14 Prozent.

Foto: Michael G. L. Mills

Stattdessen sehen die Forscher im Menschen die Hauptursache für den Rückgang der Populationen. Die menschlich bedingte Bestandsreduktion der Beutetiere sei dramatischer als der Schaden durch konkurrierende Raubtiere. Aber auch der Bau von Infrastruktur, Zäunen und anderen Barrieren, die den Lebensraum der Tiere einschränken, stelle ein wesentliches Problem dar. schreiben die Forscher.

Um den täglichen Energiebedarf und Jagdaufwand zu kalkulieren, untersuchten Scantlebury und Kollegen 19 Geparden in zwei afrikanischen Nationalparks. Sie verfolgten sämtliche Wege der Geparden mit, studierten ihre Verhaltensweisen und analysierten ihre Ausscheidungen.

High-Tech-Pumahalsband

Einen anderen Weg wählte ein Team um Terrie Williams von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz (USA) in einer Studie über Pumas. Sie entwickelten ein Halsband, mit dem sie die Tiere nicht nur verfolgen, sondern auch deren Fortbewegungsgeschwindigkeit exakt messen konnten. Gleichzeitig zeichneten sie den Sauerstoffverbrauch der Tiere auf, um den Energieverbrauch zielgerichtet bei bestimmten Aktivitäten zu ermitteln.

Foto: M. Miller, CDOW

Es zeigte sich, dass Pumas 2,3-mal so viel Energie in die Suche nach Futter stecken müssen als bisher angenommen. Wenn sie sich auf ihre Beute stürzen, dosieren sie den Energieeinsatz sehr genau, je nach Größe des Beutetiers. Den Metabolismus von wilden Tieren zu verstehen sei wichtig, um effektive Maßnahmen zum Artenschutz zu entwickeln, schreiben die Forscher. (APA/red, derStandard.at, 2.10.2014)