Ursprünglich war es ein Reinfall. Die erste TED-Konferenz, die der amerikanische Architekt und Grafikdesigner Richard Saul Wurman organisierte, war ein finanzielles Desaster. Dabei organisierte er eine der ersten öffentlichen Demonstrationen eines exotischen Dings namens "Apple Computer" mit Vortragenden wie Benoit Mandelbaum oder Nicholas Negroponte. Das war im Jahr 1984, Wurman war seiner Zeit einfach zu weit voraus.

2014, also 30 Jahre später, schaut sich pro Tag durchschnittlich eine Million Menschen im Internet gratis sogenannte TED-Talks an, bei denen Wissenschafter, Künstler- oder Politikerinnen maximal 18 Minuten lang zu ihrem Lieblingsthema sprechen. Das Themenspektrum übersteigt längst die Basisidee: TED stand ursprünglich für Technologie, Entertainment und Design. Experten sprechen also weltweit zu interessierten Laien, inzwischen nicht nur auf Englisch, sondern z. B. auch auf Spanisch, Japanisch oder Deutsch. TED mit seinem Ableger TEDx ist, wenn man so will, zu einem Instrument der Volksbildung geworden.

Kaum Interesse

Dabei war TED in seinen Anfängen durchaus elitär gedacht. Nach dem ersten Flop ging es erst sechs Jahre später mit einer jährlichen Konferenz in Kalifornien weiter, 2001 übernahm Chris Anderson mit seiner Sapling Foundation die Sache. 2006 konnte man nur auf Einladung dabei sein, ab 2007 gab es ein Mitgliedschaftsmodell mit einer jährlichen Gebühr von immerhin 6.000 Dollar. Der Zugang zu TED war also alles andere als niederschwellig. Das änderte sich erst 2007, nachdem die Idee zu einer TED-TV-Show von diversen Fernsehanstalten abgelehnt worden war - zum Glück für die Allgemeinheit, wie sich herausstellen sollte.

Denn nur deshalb entschied sich das TED-Team, eine Auswahl der Vorträge, die auf Video vorlagen, ins Internet zu stellen. Die ersten 44 Talks wurden 2007 mehr als vier Millionen Mal angesehen, ein Modell war geboren oder anders gesagt: Die Saat war gesät. Seit 2009 vergibt TED die Gratislizenz für TEDx-Veranstaltungen, das X steht für unabhängig.

Die Idee ist, dass Interessierte auf der ganzen Welt TED-ähnliche Konferenzen abhalten können. Sie müssen dabei aber gewisse Vorgaben einhalten: zum Beispiel, dass sie nicht gewinnorientiert arbeiten, dass die Rednerinnen und Redner kein Honorar erhalten und ihre Vorträge gratis öffentlich zugänglich machen, also ihre Rechte abtreten (Creative Commons License).

Starke Steigerung

Das Modell hat derartig eingeschlagen, dass in diesem Jahr bereits über 1500 TED-Talks im Netz veröffentlicht sind, jede Woche kommen fünf bis sieben neue in der TEDx-Talk-Library dazu. Mit zu dem großen Erfolg hat sicher das sogenannte OTP, das Open Translation Project, bei dem Freiwillige die zunächst überwiegend englischen Vorträge in andere Sprachen übersetzen. Dadurch haben sich die Zugriffe von außerhalb der USA um 350 Prozent erhöht, aus Asien beträgt der Zuwachs 600 Prozent, aus Lateinamerika gar über 1000 Prozent.

In bisher 133 Ländern und über 1200 Städten wurden TEDx-Konferenzen abgehalten, und auch in Österreich sprießen sie aus dem Boden der engagierten Communitys. Bereits seit 2010 gibt es TEDxVienna, TEDx Linz lud Ende September dieses Jahres unter dem Motto "Re-Connect" in die Voestalpine Stahlwelt. Auch Klagenfurt und Salzburg sind TEDx-Austragungsstädte.

Fixe Rahmenbedingungen

Obwohl durch die TEDx-Richtlinien ein Rahmen vorgegeben ist, sind die inhaltlichen Ausrichtungen der Konferenzen recht unterschiedlich: So ist TEDx Salzburg am 7. November 2014 unter dem Motto "How to Be Happy" als "Die Gute-Nachrichten-Konferenz" konzipiert, bei der zum Beispiel "Relaxiologist" Gabriel Schandl als "Erfolgs-Scout" in der Stiegl Brauwelt auftritt. Auch der Netzauftritt von TEDx Salzburg ist eher lokal orientiert und damit (überwiegend) auf Deutsch verfasst.

Anders entschieden hat man sich bei TEDxVienna. "Wir machen das bewusst nur auf Englisch", erzählt dessen Gründer Vlad Gozman. "Unser Zielpublikum ist die globale TEDx-Community" und "die Reichweite der Videos wird dadurch viel größer", sagt er. Damit aber niemand ausgegrenzt werde, sind ab dem nächsten Jahr auch deutschsprachige Vortragende zugelassen.

"Brave New Spaces"

Dieses Jahr wird bei der TEDxVienna am 1. November 2014 im Volkstheater aber nur auf Englisch vorgetragen, das Motto lautet "Brave New Spaces" und soll ebensolche öffnen. "Es ist eine Aufforderung an uns und unser Publikum, etablierte Muster zu hinterfragen und Grenzen auszuloten", erklärt Vlad Gozman. Er versteht TEDxVienna als "Innovationskonferenz", bei der der "neueste Stand der Technik und Wissenschaft" präsentiert werde. Dabei ginge es aber immer auch darum: "Welchen Impact hat das auf uns?"

Sprechen werden u. a. der australische Medien- und Performancekünstler Sterlac und die Medizinerin Joan Nichols, die erstmals eine Art menschliche Lunge im Labor entwickelte. Die internationalen Gäste und der prominente Austragungsort haben aber auch ihren Preis: Das Studententicket kostet in Wien 39 Euro, regulär kommt der Tag auf 99 Euro (das Maximum für ein TEDx-Event ist auf 100 Euro festgelegt). TEDx Salzburg kostet im Vergleich für Studenten 30,-, sonst 60 Euro. "17 von 20 Vortragenden werden eingeflogen", erklärt Gozman den Preis. Die Veranstaltung sei über die Jahre gewachsen, das Volkstheater biete Raum für 1000 Menschen, müsse aber natürlich auch bezahlt werden.

Anreiz schaffen

Billiger gab es das TEDx Donauinsel, das sich im Juni dieses Jahres in der "Sansibar" explizit an ein Publikum unter 30 richtete. "Deswegen kostete das Ticket auch unter 30 Euro", erzählt Claudia Endrich vom Organisationsteam. Das Motto war "Waltzing Wild Waters", und es sprachen neun Vortragende - ebenfalls unter 30 Jahre alt - zu rund 150 Gästen. TEDx Donauinsel wird ebendort auch im nächsten Sommer stattfinden. "Nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu TEDxVienna", wie Endrich betont.

Aber egal, ob auf der Wiener Donauinsel, im Volkstheater oder daheim vor dem Bildschirm: Was kann man in einem Vortrag von nur 18 Minuten überhaupt lernen? "Natürlich ist es auch gefährlich, große und komplexe Ideen so zu verkürzen, aber im besten Fall wird ein Anreiz geschaffen, sich später in ein Thema zu vertiefen", beschreibt es Vlad Gozman. (aus unserem Jahresmagazin KarrierenStandards, 2014)