Foto des Aushangs in einem Innsbrucker Wohnhaus.

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Das Reaktionsschreiben des Hausbewohners und Kabarettisten Markus Koschuh.


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    "Liebe Mitbewohner und Mitbewohnerinnen", startet der Hausbesitzer seine Warnung, "aus Gründen der Sicherheit ist es erforderlich, sämtliche Zugänge geschlossen zu halten und die Kellertüre abzusperren". Grund für die Aufregung: In der Nacht zuvor habe die Polizei den Keller des Innsbrucker Mietshauses "räumen" müssen, weil er von "illegalen Flüchtlingen als Schlafstätte" benutzt wurde.

    Ein Bewohner, der Kabarettist Markus Koschuh, hat darauf nun reagiert und einen zweiten Aushang in den Hauseingang geklebt: "Wenn unsere Antwort auf aktuelle Entwicklungen das Absperren von Kellertüren ist, dann Gute Nacht", schreibt er darin. Menschen, deren "einziges Verbrechen es ist, Krieg und Elend zu entfliehen" seien keine Bedrohung, sondern auf die Solidarität und Hilfe anderer angewiesen.

    Gesellschaftliche Doppelmoral

    "Was mich so aufregt, ist diese Doppelmoral", sagt Koschuh. "Einerseits tun wir alle betroffen, wie schlecht es den syrischen Flüchtlingen geht, aber gleichzeitig schicken wir sogar jene zurück über den Brenner, die nicht einmal in Österreich bleiben wollten, sondern nur auf der Durchreise waren."

    Er wisse aus Erfahrung, dass viele Flüchtlinge bei Verwandten oder Bekannten unterkommen könnten, die sie durch die Krisenzeit begleiten würden. "Aber das lassen wir nicht zu und regen uns stattdessen darüber auf, dass uns Flüchtlinge auf der Tasche liegen. Das ist doch wirklich absurd", sagt Koschuh. Im Fall, dass einem Bewohner Flüchtlinge "auffallen", schreibt er in dem Aushang, sollten sie sich an eine Flüchtlingsorganisation wenden - etwa die im Nebenhaus. (Katharina Mittelstaedt, derStandard.at, 2.10.2014)

    Ein Hauseigentümer in der Innsbrucker Jahnstraße warnte die Mieter vor Flüchtlingen.
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