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Die Passionsblume Passiflora vitifolia wird ausschließlich von Kolibris bestäubt.

Foto: WEISSENHOFER Anton/APA

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Ein Kolibri trinkt Nektar aus einer Blüte.

Foto: HO/Reuters

München - Evolutionäre Anpassungen entstehen aus Gründen wie Fortpflanzungsvorteilen oder besseren Überlebenschancen. Die Anpassungen können morphologische Besonderheiten oder besondere Verhaltensweisen sein. Ein Beispiel sind die Tacsonia-Arten unter den Passionsblumen: Diese blühen in einer Höhe von 1.700 bis 4.000 Metern der südamerikanischen Anden. In dieser Höhe leben auch die Schwertschnabelkolibris (Ensifera ensifera).

Eng verbunden

Die wunderschönen Blüten der Passionsblume sind hochspezialisiert und können nur vom Schwertschnabelkolibri bestäubt werden. Dessen Schnabel ist 11 Zentimeter lang und kann so den Nektar der Blüte, der 6 bis 14 cm weit unten ist, erreichen. Während der Kolibri den Nektar schleckt, bleiben die Pollenkörner am Kopf kleben, und so bestäubt der Vogel die nächste Passionsblume.

Eine potenzielle Gefahr dieser engen Symbiose ist, dass die beiden Arten auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind: Wenn der Kolibri die Region verlässt oder ausstirbt, könnte die Passionsblume ebenfalls aussterben. Doch es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma, wie die Universität München berichtet.

Münchner Biologen entdeckten nämlich, dass evolutionäre Spezialisierungen der Blütenform auch wieder "rückgängig gemacht" werden können. 13 der 43 Arten der Unterfamilie Tacsonia entwickelten eine kürzere Blütenröhre und können von kurzschnabeligen Kolibris und teilweise von Fledermäusen bestäubt werden. Außerdem tauschten die Blüten die rote Farbe, welche für Kolibris sehr anziehend ist, gegen eine weiße oder grünliche Farbe, welche für Fledermäuse gut sichtbar ist. Die Studie wurde im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B" veröffentlicht.

"Keine Einbahnstraße"

Alle Arten der Passionsblume stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Die Entwicklung der langen Blütenröhre begann vor 11 Millionen Jahren. Die Unterarten mit kurzen Blütenröhren haben sich erst in den letzten zwei bis vier Millionen Jahre entwickelt. Diese Zeitspanne ist für die Evolution relativ kurz.

"Solche Spezialisierungen brauchen Zeit, deshalb herrschte lange die Meinung vor, dass sie im Lauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung nur weiter ausgebaut, aber nicht zurückgefahren werden", erklärte die Münchner Biologin Susanne Renner. Diese Studie beweise, dass die Evolution keine Einbahnstraße ist. (red, derstandard.at, 6. 10. 2014)