Wien - Am Arbeitsmarkt ist weiter keine Entspannung in Sicht. Die Arbeitslosenrate lag Ende September inklusive Schulungen bei 9,4 Prozent, ein Plus von 0,7 Prozentpunkten gegenüber dem September des Vorjahrs. Das sind etwa 33.000 Arbeitssuchende mehr. Besonders seit Anfang des Jahres verschlechtert sich die Situation, wie Berechnungen zeigen, die das Wifo für derStandard.at durchgeführt hat.

Die offizielle Arbeitslosenrate des Arbeitsmarktservice (AMS) liegt bei 7,6 Prozent, im September des Vorjahrs waren es 6,9 Prozent. Die Anzahl der Personen in Schulungen ist gegenüber dem September des Vorjahrs um knapp 3,4 Prozent gestiegen. Fast 77.000 Leute befanden sich Ende September in einer Weiterbildung des AMS, das ist jeder fünfte Arbeitslose.

Mehr Jobs, viel mehr Jobsuchende

Wie von Ökonomen erwartet ist keine Trendwende abzusehen. Zwar gibt es nach ersten Schätzungen etwa 0,4 Prozent mehr Jobs als im Vorjahr, doch die Anzahl der Jobsuchenden ist mit mehr als 1,2 Prozent deutlich stärker gestiegen. Auch die Zahl der 15- bis 24-Jährigen ohne Job ist höher als im September des Vorjahrs. Sie ist um 6,1 Prozent auf mehr als 44.000 gestiegen. Damit ist der Anstieg aber deutlich geringer als bei den über 50-Jährigen: In deren Gruppe befanden sich etwa 73.600 Arbeitslose, ein Plus von 15,7 Prozent.

Das liegt aber vorwiegend daran, dass immer mehr Menschen in diese Gruppe fallen. Im Schnitt ist die Arbeitslosigkeit zwischen September 2013 und August 2014 um 0,8 Prozentpunkte gestiegen. Bei den über 50-Jährigen ist sie um 1,1 Prozentpunkte auf 9 Prozent gestiegen. Damit weichen die Älteren nicht massiv vom Schnitt von 8,1 Prozent ab, wie Daten des Wifo zeigen. "Der Anstieg ist hauptsächlich demografisch begründet", sagt Wifo-Ökonom Helmut Mahringer.

Von den Branchen her ist der Bau der Bereich, der gegenüber dem Vorjahr mit 16,8 Prozent den höchsten Anstieg zu verzeichnen hat. Recht knapp folgt ihm der Sektor der Leiharbeiter, in dem die Arbeitslosigkeit um 14,1 Prozent gestiegen ist. Im Gesundheits- und Sozialweisen ist die Arbeitslosigkeit um 10,2 Prozent gestiegen, im Tourismus um 10,1 Prozent, im Handel um 9,3 Prozent und in Sektor "Herstellung von Waren" um 7,3 Prozent.

Trübe Aussichten

Weil sich die heimische Konjunktur im Lauf des Jahres weiter eingetrübt hat, geht das Wifo von einer weiter steigenden Arbeitslosigkeit bis 2015 aus. Im Jahresschnitt betrug die Arbeitslosigkeit 2013 ohne Schulungen 7,6 Prozent. Das Wifo erwartet heuer einen Anstieg auf 8,4 Prozent und für nächstes Jahr noch einmal einen deutlichen Schub auf 8,8 Prozent. Das Institut für Höhere Studien (IHS) hingegen rechnet heuer mit 8,3 Prozent und prognostiziert für das kommende Jahr eine gleichbleibende Rate.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) machte in einer Aussendung am Mittwoch die schwache europäische Konjunktur, zurückhaltende Konsumenten sowie Unternehmen, die nicht investieren, als Grund für die hohe Arbeitslosenrate aus. (red, derStandard.at, 1.10.2014)