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Wider den Fußball-Machos aus den Bezirksliga-Kantinen: Der Spielbetrieb der Frauen ist qualitativ hochwertig. Im Bild eine Szene vom Algarve Cup im März.

Foto: EPA/NUNO VEIGA

2:1 gegen Deutschland. 4:0 gegen Rumänien. Gruppensieger bei der EM-Qualifikation. Diese Ergebnisse sind für die österreichische Nationalmannschaft derzeit fast unerreichbar. Für das U17-Frauenteam sind sie Realität. Was aber die mediale Berichterstattung betrifft, hinkt Frauenfußball in Österreich Ländern wie Deutschland und den USA meilenweit hinterher.

Frauen und das runde Leder

Fußball hat sich längst im Zentrum unserer Gesellschaft positioniert. Auch junge Mädchen begeistern sich für den sogenannten Volkssport. Während unsere Männer auf dem Rasen eher bescheidene Erfolge feiern, kämpfen sich unsere Frauen immer höher an die Weltspitze heran. Doch was steht im Fokus? Medien stürzen sich auf den Wechsel von Rubin Okotie in die zweite deutsche Bundesliga. Dass unsere Damen weltweit verstreut und in Top-Teams gut positioniert sind, bekommt dabei kein Gehör. David Alaba feiern wir wie einen Nationalhelden, weil er sich in Deutschland durchsetzen konnte. Spielt Bayern München im Champions-League-Finale, werden ihm zu Ehren sogar Neologismen wie "FinAlaba" kreiert. Was die wenigsten wissen: Auch vier Österreicherinnen stehen beim deutschen Rekordmeister unter Vertrag.

Weiblichkeit und Fußball stehen keinesfalls in Konkurrenz. Wie es um dieses Thema geht, kommen umgehend die bierbäuchigen Fußball-Machos aus den Bezirksliga-Kantinen, um ihre Expertenmeinung preiszugeben: "Frauen sollten Tennis spielen, sonst machen sie nur den schönen Rasen kaputt." Oder "Frauen und Fußball - des konn si ja keina anschaun" sind die Klassiker unter den Kommentaren. Doch der Spielbetrieb der Frauen ist qualitativ hochwertig, schnell und taktisch experimentierfreudiger als das marode 4-4-2 der Männer-Liga.

Meilenstein im Frauenfußball

Jugend fördern, Siege feiern - so einfach ist das Erfolgsrezept in jeder Sportart. Im Jahr 2011 scheint das auch der ÖFB verstanden zu haben und erbringt einen Meilenstein im Frauenfußball. Der Bund errichtet das nationale Frauenzentrum St. Pölten. Damit besteht in Österreich erstmals die Möglichkeit, einer elitären Ausbildung im Mädchen- und Frauenfußball. Schlafen, Essen, Schule, Fußball, Schlafen, Essen, etc. - so sieht der Alltag einer Spielerin im Internat aus. 50 Spielerinnen waren im vergangenen Jahr in diesem Zentrum. Der Andrang auf das diesjährige Auswahlverfahren war enorm.

Plädoyer für die Zukunft

Das Frauenzentrum ist eine Initiative in die richtige Richtung. An den Erfolgen der U-17-Mannschaft kann man erkennen, wie wichtig solche Investitionen sind. Die Zuschauer können nach nur drei Jahren eine eindeutige Qualitätssteigerung im Nachwuchs erkennen. Ich spreche aus eigener Erfahrung - da ich in der Bundesliga oft auf einige Akademiespielerinnen treffe - wenn ich sage: Da kommt etwas auf Österreich zu.

Für den Fußball leben

Da es leider nicht reicht, in der Weltrangliste 20 Plätze über den Männern und in der Champions League unter den ersten acht zu sein, um mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, vertraue ich auf diese Spielerinnen. Diese junge Generation wird Erfolge nach Österreich holen, die es wert sind, sie in den Mittelpunkt der Medien zu rücken, wenn auch nur für eine Woche. Das hoffe ich für alle Frauen im Fußball. Ich hoffe es für alle Frauen wie mich, die ihren gesamten Tag nach ihrem Training richten, die am Wochenende nicht auf Partys können, weil sie sich auf ihr Match vorbereiten, ständig dumme Sprüche hören müssen und trotzdem für den Fußball leben. (Olivia Mrzyglod, derStandard.at, 3.10.2014)